VIERTER AKT
(Plumketts Wohnung wie im zweiten Aufzug.
Lady und Nancy)
Nr. 15 - Entre-Akt, Rezitativ und Arie
▼LADY▲
zu Nancy
▼O Zum treuen Freunde geh,▲
Den Plan ihm zu entdecken,
Den mein bereuend' Herz
Voll Zuversicht erdacht,
Aus dumpfer Schwermut Traum
Den Teuren zu erwecken
Mit neuem Hoffnungsstrahl
Nach trüber Kerkernacht.
(Nancy geht ab.)
▼LADY▲
Noch vernahm er nicht die Kunde,
Wie die Zukunft schön ihm lacht,
Ja, ich heile selbst die Wunde,
Die ich schlug! - Es sei gewagt!
Arie
Den Teuren zu versöhnen
Durch wahre Reu',
Sein Dasein zu verschönen
Mit Lieb' und Treu',
Mein Los mit ihm zu teilen,
Durch's Leben hinzueilen,
Ach, welch Glück!
Den Teuren zu versöhnen … usw.
Ja, nun darf ich frei ihm sagen,
Wie mein Herz, seit ich ihn sah,
Nur für ihn geschlagen! Ja!
Wie sein Bild mir immer nah.
O seliger Gedanke, o Hoffnungsschein!
Es sank die Trennungsschranke,
Ja, mein wird er, mein, ja mein.
Nr. 16 - Rezitativ und Duett
(Lady, Nancy, Plumkett)
▼NANCY▲
Lady!
▼PLUMKETT▲
Mylady!
▼LADY▲
Treuer Freund!
Hat Nancy Euch erzählt,
Was ich ersann?
▼PLUMKETT▲
Ja! Sie sprach dies und das -
Und ich - ich hört' ihr zu
Und hab' sie angeschaut.
Verstanden hab' ich's nicht,
Weiss nicht, war's Ernst, war's Spass.
▼LADY▲
Doch er?
▼NANCY▲
Er starrt betrübt und still zu Boden nieder
Und spricht und hört kein Wort -
Dem kehrt das Glück nicht wieder.
▼LADY▲
O geht! Lasst mich allein!
Ich ruf' ihn leise, leise
Mit wohlbekanntem Lied,
Mit lockend trauter Weise!
(Nancy und Plumkett entfernen sich.)
▼LADY▲
Der Lenz ist gekommen, die Rosen erblühn,
Es strahlet die Zukunft in freundlichem Grün,
Es flattern die Blätter in heiterer Luft,
Den Matten erlabet balsamischer Duft.
▼LYONEL▲
(der während der letzten Worte eingetreten ist)
Ha! Sie! - Sie ist's!
▼LADY▲
Lyonel!
▼LYONEL▲
Willst du mich täuschen, gaukelndes Bild,
Falsche Sirene, mit lockendem Kosen?
(Nimmt Marthas Strauss von der Brust und entblättert ihn.)
Sieh, wie dein gleissendes Lied sich erfüllt;
Sieh, wie sie flattern, die duftenden Rosen!
▼LADY▲
Lyonel - hört mich!
▼LYONEL▲
Ich kenn' dein Wort,
Weiss, wie es fesselt mit eisernen Banden,
Weiss, wie es zieht zum Verderben fort,
Bis dem Verlockten die Sinne schwanden.
▼LADY▲
Habe Erbarmen!
▼LYONEL▲
Erbarmen gleich dir,
Die mich geopfert dem Hohn, der Schande!
▼LADY▲
Sieh mich bereuend zur Sünde hier,
Wie ich gelöst deine schmachvollen Bande.
Ich, ich selber brachte das Pfand,
Das dein Vater dir sterbend verliehn,
Brachte den Ring, den des Freundes Hand
Du vertrautest, zur Herrscherin.
Lyonel! Hört' mich! Dein edler Vater
War Graf Derby, der schuldlos Verbannte.
▼LYONEL▲
O mein Vater!
▼LADY▲
Der Königin Gnade lohnt es dem Sohne
Jetzt huldreich und mild.
(reicht ihm eine Urkunde)
Graf von Derby! Auf ruhmvollem Pfade
Tragt Eurer Ahnen glorreiches Schild.
▼LYONEL▲
Ich - Graf Derby!
▼LADY▲
Und diese Hand,
Die dir reichet der Zukunft Segen,
Beut sich der deinen als Unterpfand
Meiner Reue, meiner Liebe entgegen.
▼LYONEL▲
Diese Hand?
▼LADY▲
In Lieb' und Reue.
▼LYONEL▲
Diese Hand, die sich gewendet,
Um mich schmachvoll fortzuweisen,
Diese Hand, die mir gesendet
Harter Bande kaltes Eisen,
Die bald winket, bald verscheuchet
Und mit schnödem Netz umflicht,
Diese Hand, die sich mir reichet,
Diese Hand - ich will sie nicht!
(Er wirft ihr die Urkunde vor die Füsse.)
▼LADY▲
Grosser Gott!
▼LYONEL▲
(für sich)
O wehe mir! Sie war mein Stern,
Mein höchstes Gut!
Ihr weiht' ich gern
Mein teures Blut.
Sie war mein Glück!
Zu Himmelslust
Durchdrang ihr Blick
Die hochbeseelte Brust!
▼LADY▲
Sieh meinen Schmerz,
Sieh meine Reu',
Es schlägt mein Herz
Dir wahr und treu.
Gewiss! Es kehrt Das Heil zurück,
Und neu verklärt Sich unser Glück.
Ja, es kehrt das Heil zurück!
Lyonel, erbarme dich!
Lyonel, du tötest mich!
▼LYONEL▲
Nein, nimmer kehrt mein Heil zurück,
Dahin, zerstört ist all mein Glück!
Fort, hinweg, ich hasse dich!
Falsches Weib, ich hasse dich!
(Lyonel stürzt davon.)
Nr. 17 - Rezitativ und Duett
(Nancy und Plumkett treten ein.)
▼NANCY▲
Fasst Euch, Lady!
▼PLUMKETT▲
(Lyonel nachsehend)
Hu! Er eilet fort, als brenn' der Kopf ihm schier.
Na, den habt ihr schön geheilet,
Der ist stolzer jetzt als Ihr!
▼LADY▲
Wohl! So gilt's das Letzte wagen!
Treue Freunde! Seid zur Hand!
Dass zu heiter schönen Tagen
Eine sich der Liebe Band.
(Sie geht ab.)
▼NANCY▲
Ja, was nun? Was nun tun?
▼PLUMKETT▲
Ja! Was nun tun?
▼NANCY▲
Schnell der Lady Wunsch erfüllen,
Treu vollführen ihren Willen.
Bis der stolze Herr geneigt,
Sich herabzulassen zeigt.
▼PLUMKETT▲
Aber dann?
▼NANCY▲
Ja, was dann?
▼PLUMKETT▲
Wenn's getan, was dann?
▼NANCY▲
Was dann?
▼PLUMKETT▲
Ach, dann sitz' ich ganz alleine
Abends bei des Lämpchens Scheine
Einsam hier im öden Haus.
Ei, das halt' ein andrer aus!
▼NANCY▲
Ja, dann sitzt Ihr ganz alleine
Abends bei des Lämpchens Scheine
Einsam hier im trüben Haus.
Nein, das haltet Ihr nicht aus!
Trüb ist das!
▼PLUMKETT▲
Ja! Kein Spass!
▼NANCY▲
Wisst Ihr was?
▼PLUMKETT▲
Nun was? Ja, was?
▼NANCY▲
Gelt! Ihr müsst ein Weibchen wählen,
Seid ja alt genug - und reich.
▼PLUMKETT▲
Na! Das sollte mich nicht quälen,
Nachbars Polly nimmt mich gleich!
▼NANCY▲
So? Das scheint ihn nicht zu quälen.
Nachbars Polly nimmt ihn gleich.
Wohl! Nur zu!
▼PLUMKETT▲
Lasst mich in Ruh'!
▼NANCY▲
Doch warum?
▼PLUMKETT▲
Sie ist so dumm!
▼NANCY▲
Müsst denn eine andre nehmen.
Ob's an Mädchen wohl gebricht?
▼PLUMKETT▲
Richters Ann würd' sich bequemen.
Aber nein, die mag ich nicht!
▼NANCY▲
Suchet denn …
▼PLUMKETT▲
Ja wer, ja wo?
▼NANCY▲
Weiss denn ich's?
▼PLUMKETT▲
Ja so! Ah so!
Oh! Ich wüsst wohl schon eine,
Ist sie gleich sehr hoch hinaus,
Passt sie gleich - die, die ich meine,
Gar nicht für mein einfach' Haus.
Kann sie gleich nicht einmal spinnen,
Ist sie gleich sehr ungeschickt,
Wusst' sie doch mich zu gewinnen,
Seit ich ihr ins Aug' geblickt.
▼NANCY▲
Ei! Ihr malet, wie ich meine,
Sie höchst schmeichelhaft mir aus,
Zwar sie passet nicht - die eine,
Die Ihr meint, für Euer Haus.
Doch sie lernt wohl bald zu spinnen,
Bleibt nicht immer ungeschickt,
Wenn es gilt, Euch zu gewinnen,
Wenn sie solchen Mann erblickt.
▼PLUMKETT▲
(vergnügt)
Wahr?
▼NANCY▲
Ei, freilich!
▼PLUMKETT▲
Oh, dann sagt mir …
▼NANCY▲
Was?
▼PLUMKETT▲
Nein, sagt's noch nicht!
Lyonel geht vor - denn heilig
Ist mir treuer Freundschaft Pflicht.
▼NANCY▲
Ach!
▼PLUMKETT▲
Ja, ach!
▼NANCY▲
So sprecht!
▼PLUMKETT▲
Gemach!
▼NANCY▲
Ach, so sprecht!
▼PLUMKETT▲
Nur erst der Freundschaft Stimme hör' ich,
Seinen starren Sinn beschwör' ich,
Und dann wag' ich und dann sag' ich,
Und dann frag' ich Euch ein Wort.
▼NANCY▲
Erst der Freundschaft Stimme hört er,
Seinen starren Sinn beschwört er,
Und dann wagt er und dann sagt er,
Und dann fraget er ein Wort.
(Verwandlung: Ein Platz vor dem Pächterhaus. Die Landleute sind eifrig dabei, den Markt von Richmond hier genau nachzubauen.)
Nr. 18 - Finale
▼LANDLEUTE▲
Hier die Buden, dort die Schenke,
Hier die Zelte, vorn die Bänke,
Hier der Tisch für den Notar,
Gerade wie es damals war.
▼LADY▲
(in der Kleidung der Martha)
Nun, ihr Freunde! Ist's geschehen?
▼FRAUEN▲
Nach Befehl!
▼MÄNNER▲
Mögt selber sehen.
▼LANDLEUTE▲
Hier die Buden, dort die Schenke,
Hier die Zelte, vorn die Bänke,
Hier der Tisch für den Notar,
Gerade wie es dorten war.
▼NANCY▲
(als Julia)
Seht! Dort naht er, trüb gelehnt
Auf den Freund, der ihn begleitet.
▼LADY▲
Ach! Mir bangt …
▼LANDLEUTE▲
Der Stolze ahnt noch nicht,
Wohin die List ihn leitet.
Jetzt, ihr Freunde jung und alt:
Der Markt beginnt, die Glocke schallt!
▼MÄGDE▲
Ich kann nähen,
Ich kann mähen,
Ich kann säen,
Fäden drehen,
Ich kann bügeln,
Ich kann striegeln
Und versehen
Hof und Haus.
▼PÄCHTER▲
Wollen sehen,
Wie sie mähen,
Wie sie säen,
Fäden drehen,
Wie sie bügeln,
Wie sie striegeln
Und versehen
Hof und Haus.
▼PLUMKETT▲
(Lyonel hereinziehend)
Na, nur zu - und nicht so blöde,
Mach's wie ich und sei nicht spröde!
▼LYONEL▲
(ohne Martha zu gewahren)
Ha! Was seh' ich!
▼PLUMKETT▲
Hübsche Kinder,
Die, und die, und die nicht minder.
(zur Lady, die sich verborgen gehalten hatte)
Sprich! Was kannst du? Sag es frei!
▼LYONEL▲
Martha! Martha! Grosser Gott!
▼LADY▲
(zu Lyonel)
Ich kann entsagen
Dem Glanz, dem Schimmmer,
Kann ohne Zagen
Sie fliehn auf immer.
Ich kann dem Treuen
Mein Dasein weihen,
Ich kann ihm sagen:
Nur dir allein
Will ich mich weihn.
▼LYONEL▲
▼O Himmelsglück!▲
▼PLUMKETT▲
(zu Nancy)
Na! Du Mädel! Was kannst du?
▼NANCY▲
Feines Linnen
Kann ich spinnen …
▼PLUMKETT▲
Du kannst lügen
Und betrügen …
▼NANCY▲
Und dich schmiegen
Und dich biegen,
Zu erliegen meinem Joch!
▼PLUMKETT▲
Topp! Mädels, 's gilt der Kauf!
(Er hält ihr den Mund hin.)
▼NANCY▲
Topp! Nimm das Handgeld drauf!
(Sie gibt ihm einen leichten Klaps.)
▼PLUMKETT▲
Solches Handgeld soll mir frommen,
Wart, das soll dir schön bekommen
▼LANDLEUTE▲
Hahahahaha, er hat's genommen,
Mag das Handgeld ihm bekommen.
Hahahaha!
▼LADY▲
(Lyonel ihren Strauss reichend)
Der Lenz ist gekommen, die Rosen erblühn …
▼LYONEL▲
Es strahlet die Zukunft in freundlichem Grün …
▼BEIDE▲
Es flattern die Blätter in heiterer Luft;
Zum Heile, zum Glücke
Das Dasein uns ruft.
▼ALLE▲
Zum Heile, zum Glücke
Das Dasein uns ruft.
VIERTER AKT
Plumketts Wohnung wie im zweiten Aufzug.
Lady und Nancy
Nr. 15 - Entre-Akt, Rezitativ und Arie
LADY
zu Nancy
O Zum treuen Freunde geh,
Den Plan ihm zu entdecken,
Den mein bereuend' Herz
Voll Zuversicht erdacht,
Aus dumpfer Schwermut Traum
Den Teuren zu erwecken
Mit neuem Hoffnungsstrahl
Nach trüber Kerkernacht.
Nancy geht ab.
LADY
Noch vernahm er nicht die Kunde,
Wie die Zukunft schön ihm lacht,
Ja, ich heile selbst die Wunde,
Die ich schlug! - Es sei gewagt!
Arie
Den Teuren zu versöhnen
Durch wahre Reu',
Sein Dasein zu verschönen
Mit Lieb' und Treu',
Mein Los mit ihm zu teilen,
Durch's Leben hinzueilen,
Ach, welch Glück!
Den Teuren zu versöhnen … usw.
Ja, nun darf ich frei ihm sagen,
Wie mein Herz, seit ich ihn sah,
Nur für ihn geschlagen! Ja!
Wie sein Bild mir immer nah.
O seliger Gedanke, o Hoffnungsschein!
Es sank die Trennungsschranke,
Ja, mein wird er, mein, ja mein.
Nr. 16 - Rezitativ und Duett
Lady, Nancy, Plumkett
NANCY
Lady!
PLUMKETT
Mylady!
LADY
Treuer Freund!
Hat Nancy Euch erzählt,
Was ich ersann?
PLUMKETT
Ja! Sie sprach dies und das -
Und ich - ich hört' ihr zu
Und hab' sie angeschaut.
Verstanden hab' ich's nicht,
Weiss nicht, war's Ernst, war's Spass.
LADY
Doch er?
NANCY
Er starrt betrübt und still zu Boden nieder
Und spricht und hört kein Wort -
Dem kehrt das Glück nicht wieder.
LADY
O geht! Lasst mich allein!
Ich ruf' ihn leise, leise
Mit wohlbekanntem Lied,
Mit lockend trauter Weise!
Nancy und Plumkett entfernen sich.
LADY
Der Lenz ist gekommen, die Rosen erblühn,
Es strahlet die Zukunft in freundlichem Grün,
Es flattern die Blätter in heiterer Luft,
Den Matten erlabet balsamischer Duft.
LYONEL
der während der letzten Worte eingetreten ist
Ha! Sie! - Sie ist's!
LADY
Lyonel!
LYONEL
Willst du mich täuschen, gaukelndes Bild,
Falsche Sirene, mit lockendem Kosen?
Nimmt Marthas Strauss von der Brust und entblättert ihn.
Sieh, wie dein gleissendes Lied sich erfüllt;
Sieh, wie sie flattern, die duftenden Rosen!
LADY
Lyonel - hört mich!
LYONEL
Ich kenn' dein Wort,
Weiss, wie es fesselt mit eisernen Banden,
Weiss, wie es zieht zum Verderben fort,
Bis dem Verlockten die Sinne schwanden.
LADY
Habe Erbarmen!
LYONEL
Erbarmen gleich dir,
Die mich geopfert dem Hohn, der Schande!
LADY
Sieh mich bereuend zur Sünde hier,
Wie ich gelöst deine schmachvollen Bande.
Ich, ich selber brachte das Pfand,
Das dein Vater dir sterbend verliehn,
Brachte den Ring, den des Freundes Hand
Du vertrautest, zur Herrscherin.
Lyonel! Hört' mich! Dein edler Vater
War Graf Derby, der schuldlos Verbannte.
LYONEL
O mein Vater!
LADY
Der Königin Gnade lohnt es dem Sohne
Jetzt huldreich und mild.
reicht ihm eine Urkunde
Graf von Derby! Auf ruhmvollem Pfade
Tragt Eurer Ahnen glorreiches Schild.
LYONEL
Ich - Graf Derby!
LADY
Und diese Hand,
Die dir reichet der Zukunft Segen,
Beut sich der deinen als Unterpfand
Meiner Reue, meiner Liebe entgegen.
LYONEL
Diese Hand?
LADY
In Lieb' und Reue.
LYONEL
Diese Hand, die sich gewendet,
Um mich schmachvoll fortzuweisen,
Diese Hand, die mir gesendet
Harter Bande kaltes Eisen,
Die bald winket, bald verscheuchet
Und mit schnödem Netz umflicht,
Diese Hand, die sich mir reichet,
Diese Hand - ich will sie nicht!
Er wirft ihr die Urkunde vor die Füsse.
LADY
Grosser Gott!
LYONEL
für sich
O wehe mir! Sie war mein Stern,
Mein höchstes Gut!
Ihr weiht' ich gern
Mein teures Blut.
Sie war mein Glück!
Zu Himmelslust
Durchdrang ihr Blick
Die hochbeseelte Brust!
LADY
Sieh meinen Schmerz,
Sieh meine Reu',
Es schlägt mein Herz
Dir wahr und treu.
Gewiss! Es kehrt Das Heil zurück,
Und neu verklärt Sich unser Glück.
Ja, es kehrt das Heil zurück!
Lyonel, erbarme dich!
Lyonel, du tötest mich!
LYONEL
Nein, nimmer kehrt mein Heil zurück,
Dahin, zerstört ist all mein Glück!
Fort, hinweg, ich hasse dich!
Falsches Weib, ich hasse dich!
Lyonel stürzt davon.
Nr. 17 - Rezitativ und Duett
Nancy und Plumkett treten ein.
NANCY
Fasst Euch, Lady!
PLUMKETT
Lyonel nachsehend
Hu! Er eilet fort, als brenn' der Kopf ihm schier.
Na, den habt ihr schön geheilet,
Der ist stolzer jetzt als Ihr!
LADY
Wohl! So gilt's das Letzte wagen!
Treue Freunde! Seid zur Hand!
Dass zu heiter schönen Tagen
Eine sich der Liebe Band.
Sie geht ab.
NANCY
Ja, was nun? Was nun tun?
PLUMKETT
Ja! Was nun tun?
NANCY
Schnell der Lady Wunsch erfüllen,
Treu vollführen ihren Willen.
Bis der stolze Herr geneigt,
Sich herabzulassen zeigt.
PLUMKETT
Aber dann?
NANCY
Ja, was dann?
PLUMKETT
Wenn's getan, was dann?
NANCY
Was dann?
PLUMKETT
Ach, dann sitz' ich ganz alleine
Abends bei des Lämpchens Scheine
Einsam hier im öden Haus.
Ei, das halt' ein andrer aus!
NANCY
Ja, dann sitzt Ihr ganz alleine
Abends bei des Lämpchens Scheine
Einsam hier im trüben Haus.
Nein, das haltet Ihr nicht aus!
Trüb ist das!
PLUMKETT
Ja! Kein Spass!
NANCY
Wisst Ihr was?
PLUMKETT
Nun was? Ja, was?
NANCY
Gelt! Ihr müsst ein Weibchen wählen,
Seid ja alt genug - und reich.
PLUMKETT
Na! Das sollte mich nicht quälen,
Nachbars Polly nimmt mich gleich!
NANCY
So? Das scheint ihn nicht zu quälen.
Nachbars Polly nimmt ihn gleich.
Wohl! Nur zu!
PLUMKETT
Lasst mich in Ruh'!
NANCY
Doch warum?
PLUMKETT
Sie ist so dumm!
NANCY
Müsst denn eine andre nehmen.
Ob's an Mädchen wohl gebricht?
PLUMKETT
Richters Ann würd' sich bequemen.
Aber nein, die mag ich nicht!
NANCY
Suchet denn …
PLUMKETT
Ja wer, ja wo?
NANCY
Weiss denn ich's?
PLUMKETT
Ja so! Ah so!
Oh! Ich wüsst wohl schon eine,
Ist sie gleich sehr hoch hinaus,
Passt sie gleich - die, die ich meine,
Gar nicht für mein einfach' Haus.
Kann sie gleich nicht einmal spinnen,
Ist sie gleich sehr ungeschickt,
Wusst' sie doch mich zu gewinnen,
Seit ich ihr ins Aug' geblickt.
NANCY
Ei! Ihr malet, wie ich meine,
Sie höchst schmeichelhaft mir aus,
Zwar sie passet nicht - die eine,
Die Ihr meint, für Euer Haus.
Doch sie lernt wohl bald zu spinnen,
Bleibt nicht immer ungeschickt,
Wenn es gilt, Euch zu gewinnen,
Wenn sie solchen Mann erblickt.
PLUMKETT
vergnügt
Wahr?
NANCY
Ei, freilich!
PLUMKETT
Oh, dann sagt mir …
NANCY
Was?
PLUMKETT
Nein, sagt's noch nicht!
Lyonel geht vor - denn heilig
Ist mir treuer Freundschaft Pflicht.
NANCY
Ach!
PLUMKETT
Ja, ach!
NANCY
So sprecht!
PLUMKETT
Gemach!
NANCY
Ach, so sprecht!
PLUMKETT
Nur erst der Freundschaft Stimme hör' ich,
Seinen starren Sinn beschwör' ich,
Und dann wag' ich und dann sag' ich,
Und dann frag' ich Euch ein Wort.
NANCY
Erst der Freundschaft Stimme hört er,
Seinen starren Sinn beschwört er,
Und dann wagt er und dann sagt er,
Und dann fraget er ein Wort.
Verwandlung: Ein Platz vor dem Pächterhaus. Die Landleute sind eifrig dabei, den Markt von Richmond hier genau nachzubauen.
Nr. 18 - Finale
LANDLEUTE
Hier die Buden, dort die Schenke,
Hier die Zelte, vorn die Bänke,
Hier der Tisch für den Notar,
Gerade wie es damals war.
LADY
in der Kleidung der Martha
Nun, ihr Freunde! Ist's geschehen?
FRAUEN
Nach Befehl!
MÄNNER
Mögt selber sehen.
LANDLEUTE
Hier die Buden, dort die Schenke,
Hier die Zelte, vorn die Bänke,
Hier der Tisch für den Notar,
Gerade wie es dorten war.
NANCY
als Julia
Seht! Dort naht er, trüb gelehnt
Auf den Freund, der ihn begleitet.
LADY
Ach! Mir bangt …
LANDLEUTE
Der Stolze ahnt noch nicht,
Wohin die List ihn leitet.
Jetzt, ihr Freunde jung und alt:
Der Markt beginnt, die Glocke schallt!
MÄGDE
Ich kann nähen,
Ich kann mähen,
Ich kann säen,
Fäden drehen,
Ich kann bügeln,
Ich kann striegeln
Und versehen
Hof und Haus.
PÄCHTER
Wollen sehen,
Wie sie mähen,
Wie sie säen,
Fäden drehen,
Wie sie bügeln,
Wie sie striegeln
Und versehen
Hof und Haus.
PLUMKETT
Lyonel hereinziehend
Na, nur zu - und nicht so blöde,
Mach's wie ich und sei nicht spröde!
LYONEL
ohne Martha zu gewahren
Ha! Was seh' ich!
PLUMKETT
Hübsche Kinder,
Die, und die, und die nicht minder.
zur Lady, die sich verborgen gehalten hatte
Sprich! Was kannst du? Sag es frei!
LYONEL
Martha! Martha! Grosser Gott!
LADY
zu Lyonel
Ich kann entsagen
Dem Glanz, dem Schimmmer,
Kann ohne Zagen
Sie fliehn auf immer.
Ich kann dem Treuen
Mein Dasein weihen,
Ich kann ihm sagen:
Nur dir allein
Will ich mich weihn.
LYONEL
O Himmelsglück!
PLUMKETT
zu Nancy
Na! Du Mädel! Was kannst du?
NANCY
Feines Linnen
Kann ich spinnen …
PLUMKETT
Du kannst lügen
Und betrügen …
NANCY
Und dich schmiegen
Und dich biegen,
Zu erliegen meinem Joch!
PLUMKETT
Topp! Mädels, 's gilt der Kauf!
Er hält ihr den Mund hin.
NANCY
Topp! Nimm das Handgeld drauf!
Sie gibt ihm einen leichten Klaps.
PLUMKETT
Solches Handgeld soll mir frommen,
Wart, das soll dir schön bekommen
LANDLEUTE
Hahahahaha, er hat's genommen,
Mag das Handgeld ihm bekommen.
Hahahaha!
LADY
Lyonel ihren Strauss reichend
Der Lenz ist gekommen, die Rosen erblühn …
LYONEL
Es strahlet die Zukunft in freundlichem Grün …
BEIDE
Es flattern die Blätter in heiterer Luft;
Zum Heile, zum Glücke
Das Dasein uns ruft.
ALLE
Zum Heile, zum Glücke
Das Dasein uns ruft.