DRITTER AKT
Kanzlei des Gefängnisdirektors
Entreakt
FROSCH
Hallo, also das is ein fideles Gefängnis.
Hihihi, g'fallt mir sehr gut hier,
weil der Sligowitz so gut ist.
Des is, i muß gleich noch einen Schluck kosten.
Er trinkt aus einer Flasche.
Ah, haha, der is guat! Haha,
der viele Sligowitz macht direkt an anderen Menschen aus mir.
Warum soll denn der andere Mensch nicht auch an Schluck haben?
I bin ja net so, i vergunns an jeden.
nimmt noch einen Schluck
Ah, der is guat …
verflixter Sligowitz.
Ha, jetzt hab i gar nix mehr im Kopf;
mir is der ganze Geist in die Füße grutscht;
drum hab ich so einen schweren Stand.
ALFRED
aus seiner Zelle
Täubchen, das entflattert ist …
FROSCH
Ah, der Gefangene von Nummero 12 singt scho wieder,
vom Täubchen das entflattert ist.
Hätt ers net auslassen sollen.
Ruhe!
Hier ist das Singen und Musizieren verboten!
Von meinem Herrn Dir…
Herrn Direktor persönlich.
Möcht nur wissen, wo der heut so lang bleibt?
ALFRED
„Nie sollst du mich befragen …“
FROSCH
Also, so eine Frechheit! Halts zamm, fragt di eh niemand.
Ruhe, Ruhe!
Aber ich wett mit mir um an Schluck Sligowitz,
wann ich bis drei zähl, fangt er wieder an.
Eins … Zwei …
Der wird mi do net stocken lassen, der Kerl?
Halber Drei …
dreiviertel Drei …
fünf Minuten vor Drei … Dr… Dr…
ALFRED
„La donna è mobile …“
FROSCH
Gewonnen!!!
nimmt einen Schluck
Haha, also, also Ruhe. Ja, jetzt … jetzt is scho guat.
Ruhe, Ruhe sag ich.
Also so was, der singt ja ganze Kolorapparaturen.
Ruhe, sonst werden sie aus dem Gefängnis hinausgeschmissen! –
Ah, das hat gewirkt.
Jetzt hat er a Angst, daß er nimmer dableiben derf.
Aber jetzt is er auf einmal so unheimlich ruhig;
der wird mir doch nicht meine Alkoholreserven stibitzen?
Da muass i amal nachschauen …
Hallo, Gefangener,
gehns bittschön, lassens mich a bisserl zu Ihnen hinein!
ab
FRANK
erscheint schwankend
Hahaha, da bin ich wieder in meinem Palais.
Ich, ein Chevalier Chagrin!
Hahaha! Wunderbar!
Mir scheint, ich schwanke …
Verflixter Champagner …
Ah, das war eine herrliche Nacht.
Diese Olga, die Schwester von der Ida, diese Künstlerinnen!
Hihihi, die haben sowas Gewisses, so-mm, tata, mm, tata…
pfeift
… Oh, verflixter Champagner!
Mit einem echten Marquis hab' ich Bruderschaft getrunken.
Hihihi! Ich, der Gefängnisdirektor Frank. Hahaha!
Olga, komm her; Ida auch, alle beide.
Hihi! hr gefallt mir.
Marquis, Marquis, reich' mir die Hand.
singt
Die Majestät wird anerkannt,
anerkannt rings im Land;
jubelnd wird Champagner
der Erste sie genannt!
Es lebe Champagner der Ers…
Pst! Verflixter Champagner!
Marquis, Marquis, wo bist du denn?
Schschtt! Eine Fata Morgana.
Mir wird ganz wirr im Kopf.
Muß was Niederschlagendes trinken.
Prost, Durchlaucht.
Russischer Freund.
trinkt aus einer Karaffe
Brrr, Wasser! Is nix gut.
Ah, ich bin ja so müde.
Ahah.
Er setzt sich; schläft ein.
FROSCH
wieder da
Ah, der Herr Direktor ist scho da!
Er schloft.
Mein Gott, wie lieb.
Und des süße Zuckergoscherl was er macht. Hihi!
Ob ich ihn mit einem Kuß wecken soll? Nein, nein, nein;
das ist gegen das Dienstregle… regle… gegen, gegen die Vorschriften –
Herr Direktor, ich melde mich zum Rapport!
FRANK
auffahrend
Ja, was gibt's denn? Verflixter Champagner!
FROSCH
für sich
Ah, verflixter Sligowitz.
FRANK
Is' was Neues, Frosch?
FROSCH
Nichtswürdiger Herr Direktor.
FRANK
Was???
FROSCH
Moment, nana …
Nichts, Beistich, würdiger Herr Direktor.
Ah jo, oh ja, ah jo.
Der Gefangene von Nummer 12 hat einen Affen,
einen Advokaten hat er verlangt.
Ich hab ihm den Doktor Blind bestellt.
Und dann, Herr Direktor,
dann sind noch vier Damen draußen.
FRANK
Vier Damen, sagst du?
FROSCH
Vielleicht sind's nur zwei.
I sieh' heut alles doppelt.
Sie, sie wollen einen Kavalier Cha… Chag… Chagrin sprechen;
das können unmöglich Sie sein;
Sie sind ja noch nie a Kavalier gwesen.
FRANK
Führe sie herein.
FROSCH
Jawohl, bitte sehr.
ruft
Kummens eina!
Adele und Ida kommen herein.
Haha, es sind ja doch nur zwei.
Ah, verflixter Sligowitz.
ADELE
Ja, da ist er ja!
IDA
Der Doktor Falke hat uns die Wohnung also richtig beschrieben.
FRANK
Ah, das fehlt noch. Die Olga und die Ida!
FROSCH
Jöh, die Olga und die Ida, die warn noch nie da.
Und heut sinds schon so früh da, da legst di nieda!
FRANK
Frosch, laß uns allein.
FROSCH
Du, du Direktor, mit alle zwei? Das geht über Ihre Kräfte.
FRANK
Hinaus!
FROSCH
Immer wenn's interessant wird, muß ich gehn.
Neidhammel, ordinärer.
ab
FRANK
Meine Damen?
ADELE
Herr Chevalier, wir haben Ihnen eine Bitte vorzutragen.
IDA
Ja, aber zuerst müssen wir ein Geständnis machen:
Meine Schwester ist gar keine Künstlerin.
ADELE
Na, bis jetzt nur Stubenmädchen bei Herrn von Eisenstein.
FRANK
Ein Stubenmädchen?
Und Sie haben sich von mir die Hand küssen lassen?
ADELE
Den Mund ja auch.
FRANK
Pst! Es bleibt unter uns. Also, keine Künstlerin?
IDA
Na, aber sie möcht' gern unter's Theater gehn,
und da sollten der Herr Chevalier ein bisserl behilflich sein.
FRANK
Mm, hat sie denn auch Talent?
ADELE
Ob ich Talent hab? Na passen'S auf!
Spiel' ich die Unschuld vom Lande,
natürlich im kurzen Gewande,
so hüpf' ich ganz neckisch umher,
als ob ich ein Eichkatzerl wär';
und kommt ein saub'rer junger Mann,
so blinzle ich lächelnd ihn an,
durch die Finger zwar nur,
als ein Kind der Natur,
und zupf' an meinem Schürzenband –
so fängt man Spatzen auf dem Land.
Und folgt er mir, wohin ich geh',
sag' ich naiv: „Sie Schlimmer, Sie“,
setzt' mich zu ihm ins Gras sodann
und fang auf d'Letzt zu singen an:
Lalalalalala.
Wenn Sie das geseh'n,
müssen Sie gesteh'n,
es wär' der Schaden nicht gering,
wenn mit dem Talent
ich nicht zum Theater ging!
Spiel' ich eine Königin,
schreit' ich majestätisch hin,
nicke hier und nicke da,
ja ganz, ja, in meiner Gloria!
Alles macht voll Ehrfurcht mir Spalier;
lauscht den Tönen meines Sangs,
lächelnd ich das Reich und Volk regier',
Königin par excellence!
Lalalalala!
IDA
die Trompete nachahmend
Tratatatatata …
FRANK
die Trommel nachahmend
Remm, pemm, plemm, prrr …
ADELE
Wenn Sie das geseh'n,
werden Sie gesteh'n,
es wär' der Schaden nicht gering,
wenn mit dem Talent
ich nicht zum Theater ging.
Spiel' ich 'ne Dame von Paris, ach!
die Gattin eines Herrn Marquis, ach!
da kommt ein junger Graf ins Haus, ach!
der geht auf meine Tugend aus, ach!
Zwei Akt' hindurch geb' ich nicht nach,
doch ach, im dritten werd' ich schwach;
da öffnet plötzlich sich die Tür,
o weh, mein Mann, was wird aus mir, ach!
„Verzeihung!“ flöt' ich, er verzeiht, ach,
zum Schlußtableau, da weinen d'Leut; ach!
FRANK
Bravo, ganz entzückend!
FROSCH
kommt herein
Herr Direkt… Herr Direktor, es ist scho' wieder aner da!
FRANK
No wer denn?
FROSCH
Ein Markeur.
FRANK
Was, ein Markeur?
FROSCH
für sich
Der verdammte Sligowitz!
zu Frank
Ein Marquis Renard.
FRANK
Ah, mein armer Kopf! Was mach' ich da?
Führe die Damen in ein anderes Zimmer.
FROSCH
I hab nur no Nummero 13 frei.
IDA
Ist Nummer 13 Ihr Empfangssalon?
FROSCH
Freilich. Darf ich um Ihr geschätztes Handerl bitten?
IDA
Pfui, Sie stinken aber nach Sligowitz.
FROSCH
Na glaubens, i wer wegen Ihna Eau de Cologne saufen?
Da, das is ein fideles Gefängnis.
begleitet Ida und Adele hinaus
FRANK
Verflixter Champagner!
Ich muß den Marquis empfangen.
Das wird eine schöne Blamage.
Bitte komm herein, mein lieber Marquis.
EISENSTEIN
tritt ein
Ist's möglich, Chevalier? Dich find ich hier?
Warum bist du hier eingesperrt?
FRANK
Ich muß dir die Wahrheit bekennen:
Ich bin nicht Chevalier Chagrin,
sondern heiße Frank und bin Direktor dieses Gefängnisses.
EISENSTEIN
Hahaha, ein prächtiger Spaß.
FRANK
Hehehe, das ist kein Spaß,
sondern bitterer Ernst, mein lieber Marquis.
EISENSTEIN
Laß mich mit dem Marquis zufrieden!
Ich heiße Eisenstein und komme,
meine Strafe abzubüßen.
FRANK
Hahaha, ich kann dir beweisen, daß du nicht Eisenstein bist,
denn ich habe Eisenstein gestern abend persönlich arretiert!
EISENSTEIN
Du hast ihn arretiert? Wo und wann?
FRANK
Gestern abend in seiner Wohnung.
Er saß ganz gemütlich im Schlafrock mit seiner Frau beim Souper.
EISENSTEIN
Im Schlafrock, mit sei… im Schlafrock mit meiner Frau?
FRANK
Sie nahmen so zärtlich Abschied, daß ich ganz gerührt wurde.
EISENSTEIN
Zärtlichen Abschied? Wo ist dieser Eisenstein jetzt?
FRANK
Er sitzt auf Nummero 12.
FROSCH
kommt herein
Herr Direktor, Herr Direktor, es, es ist schon wieder eine Dame da.
S'ist ein fideles Gefängnis.
FRANK
Ah, wer ist sie?
FROSCH
Sie hat nicht reden wollen, da hab ich sie in's Sprechzimmer geführt.
FRANK
Du entschuldigst einen Augenblick, lieber Marquis.
ab
FROSCH
Jö, s'ist ein fideles Gefängnis. Da kummt scho wieder wer.
führt Doktor Blind herein
Kummens nur herein, Herr Doktor Blind.
Ich geh jetzt den Herrn Eisenstein holen. Bitte hier zu warten.
ab
BLIND
Wa… wa… was sagt der? Er ho… ho… holt Sie?
Sie sind ja schon da… da… da… da.
EISENSTEIN
Das geht Sie gar nichts an. Ich bin nicht nur da… da … da.
Ich bin auch dododo…dort. Was wollen Sie überhaupt hier?
BLIND
Sie … hahahahahaha!
EISENSTEIN
Lachen Sie nicht!
BLIND
Aber nein, Sie haben mich ja rufen lassen.
EISENSTEIN
Ich Sie rufen lassen?
BLIND
Der A… A… A… A… A… Amtsdiener sagte mir au… au…au… ausdrücklich,
daß mich der Herr von Ei… Ei… Eisenstein zu si… sich bescheiden lasse.
EISENSTEIN
Eisenstein? Halt, ich habe eine Idee.
Sie müssen mir Ihre Stelle abtreten;
so kann ich diesen falschen Eisenstein kennenlernen
und ihn auf das Genaueste inquirieren.
Geben Sie mir Ihren Rock, Ihre Perücke, Brille und die Akten …
Ich werde mich als Sie verkleiden und ausgeben.
BLIND
Jajajaja …
EISENSTEIN
Keine Widerrede!
beide ab
FROSCH
führt Alfred herein
So, Herr Notar, hier ist der Gefangene von Nummero 12.
ALFRED
Es ist ja niemand hier.
FROSCH
Jessas, jetzt ist der Blind so blind, daß man ihn gar net siecht!
Grad war er noch da. Warten Sie hier, Gefangener,
passens gut auf, daß nicht durchgehn.
I kumm glei wieder.
Verflixter Sligowitz.
Also, s'ist ein fideles Gefängnis.
ab
ALFRED
Ich muß gestehen, mein Abenteuer fängt an, mich zu langweilen.
ROSALINDE
tritt ein
Alfred, ich muß Sie sprechen.
ALFRED
Ein Engel naht! Rosalinde!
ROSALINDE
Hören Sie mich an.
Mein Gatte kann jeden Moment hier erscheinen;
Sie müssen fort von hier.
Meine Lage ist entsetzlich, ich weiß mir wirklich keinen Rat.
ALFRED
Vielleicht weiß der Notar Rat, den ich herholen ließ. Da ist er!
EISENSTEIN
tritt in der Verkleidung als Doktor Blind ins Zimmer; für sich
Ha, die Treulose ist bei ihm!
In meiner Verkleidung werden sie mich nicht erkennen.
Ich muß erfahren, wie sie miteinander stehen.
ROSALINDE
für sich
Ich stehe voll Zagen –
ALFRED
für sich
Um Rat ihn zu fragen,
EISENSTEIN
für sich
Pack' ich ihn beim Kragen,
ROSALINDE
was wird er mich fragen?
ALFRED
muß alles ihm sagen!
EISENSTEIN
so würd' er nichts sagen;
ROSALINDE
Darf ich wohl es wagen,
ALFRED
Warum denn verzagen?
EISENSTEIN
möcht' nieder ihn schlagen,
ROSALINDE
ihm alles zu sagen?
ALFRED
Wir werden ihm klagen
EISENSTEIN
doch darf ich's nicht wagen,
ROSALINDE
Diese Situation
erheischt Diskretion!
ALFRED
die Situation:
Er hilft uns dann schon.
EISENSTEIN
darf nicht einmal droh'n
dem frechen Patron!
zu Alfred
Jetzt bitte ich, die ganze Sache
mir haarklein zu erzählen,
nicht das Geringste zu verhehlen,
indes ich mir Notizen mache!
ROSALINDE
Der Fall ist eigentümlich,
wie Sie gleich werden seh'n.
ALFRED
Sogar verwickelt ziemlich,
das muß man eingesteh'n!
EISENSTEIN
Nun denn, so geben Sie zu Protokoll,
worin ich Sie verteid'gen soll!
ALFRED
Ein seltsam Abenteuer
ist gestern mir passiert:
man hat mich aus Versehen
hier in' Arrest geführt,
weil ich mit dieser Dame
ein wenig spät soupiert.
EISENSTEIN
Ein Glück, daß es so kam,
Sie handelten infam!
ALFRED
Was kommt denn Ihnen in den Sinn?
Sie soll'n mich ja verteid'gen.
EISENSTEIN
Verzeih'n Sie, wenn ich heftig bin;
der Gegenstand reißt so mich hin.
Ich wollt' Sie nicht beleid'gen, nein,
ich soll Sie ja verteid'gen!
ROSALINDE, ALFRED
Mein Herr Notar, das war fürwahr
sehr sonderbar! sehr sonderbar!
Nur ruhig Blut, denn solche Wut
macht sich fürwahr nicht gut!
macht sich nicht gut!
Gar nicht gut!
EISENSTEIN
für sich
Was ich erfahr', verwirrt fürwahr
mich ganz und gar!
D'rum ruhig Blut, ich muß die Wut
verbergen jetzt noch gut!
ja meine Wut
berg ich gut!
ROSALINDE
Das Ganze war ein Zufall,
nichts Übles ist passiert;
Doch würd' bekannt es werden,
wär' ich kompromittiert,
da sicher mich mein Gatte
für schuldig halten wird!
EISENSTEIN
Da hätt' er auch ganz recht:
Sie handelten sehr schlecht!
ROSALINDE
Was kommt denn Ihnen in den Sinn?
Sie soll'n mich ja verteid'gen!
EISENSTEIN
Verzeih'n Sie, wenn ich heftig bin,
der Gegenstand reißt so mich hin.
Ich wollt' Sie nicht beleid'gen, nein,
ich soll Sie ja verteid'gen!
ROSALINDE, ALFRED
Mein Herr Notar, das war fürwahr,
sehr sonderbar! sehr sonderbar!
Nur ruhig Blut, denn solche Wut
macht sich fürwahr nicht gut!
macht sich nicht gut!
Gar nicht gut!
EISENSTEIN
für sich
Was ich erfahr', verwirrt fürwahr
mich ganz und gar!
D'rum ruhig Blut, ich muß die Wut
verbergen jetzt noch gut!
ja meine Wut
berg ich gut!
Ich bitt' mir alles zu gesteh'n
und nichts zu übergeh'n.
Ist kein Detail mehr überseh'n,
ist weiter nichts gescheh'n?
ALFRED
Was sollen diese Fragen hier?
ROSALINDE
Mein Herr!
EISENSTEIN
Ich bitte zu gesteh'n,
ist weiter nichts gescheh'n?
ROSALINDE
Mein Herr, was denken Sie von mir?
Was sollen diese Fragen hier?
EISENSTEIN
Ich frag' Sie aufs Gewissen,
Ist weiter nichts gescheh'n?
Denn alles muß ich wissen, alles muß ich wissen!
ROSALINDE, ALFRED
Mein Herr! Mein Herr! Mein Herr!
ROSALINDE
Es scheint fast, als empfinden Sie
für meinen Gatten Sympathie,
drum muß ich Ihnen sagen:
Ein Ungeheuer ist mein Mann,
und niemals ich vergeben kann
sein treulos schändliches Betragen.
Er hat die vor'ge ganze Nacht
mit jungen Damen zugebracht,
lebt herrlich und in Freuden!
Doch schenk' ich's nicht
dem Bösewicht,
und kommt er wieder mir nach Haus,
kratz' ich ihm erst die Augen aus
und dann lass' ich mich scheiden!
ROSALINDE, ALFRED, EISENSTEIN
Ich/Sie kratz'/kratzt ihm erst die Augen aus,
und dann lass'/läßt ich mich/sie sich scheiden!
ALFRED
Da Sie alles wissen nun,
sagen Sie, was soll man tun?
Geben Sie uns Mittel an,
wie man diesem Ehemann
eine Nase drehen kann?
EISENSTEIN
Das ist zu viel!
ALFRED
Was soll das sein?
EISENSTEIN
Welch schändlich' Spiel!
ROSALINDE, ALFRED
Wa soll das sein?
Mein Herr, wozu dies Schrei'n?
EISENSTEIN
sich demaskierend
Erzittert, ihr Verbrecher!
Die Strafe bricht herein,
hier stehe ich als Rächer –
ich selbst bin Eisenstein!
ROSALINDE, ALFRED
Er selbst ist Eisenstein!
Er selbst ist Eisenstein!
EISENSTEIN
Ja, ja! Ich bin's, den ihr betrogen,
ja, ich bin's, den ihr belogen!
Aber rächen will ich mich
jetzt fürchterlich!
ROSALINDE
Hat er selbst mich doch betrogen,
treulos hat er mich belogen,
und nun tobt er, rächen will er sich!
ALFRED
Erst hat sie der Mann betrogen,
dann hat ihn die Frau belogen,
folglich hebt ja die Geschichte sich!
EISENSTEIN
Ja, ich bin's, den ihr betrogen,
ja, ich bin's, den ihr belogen!
Aber rächen, rächen will ich mich
ROSALINDE
Kein Verzeih'n,
ALFRED, EISENSTEIN
Der Eisenstein,
ROSALINDE
Kein Bereu'n!
ALFRED, EISENSTEIN
Der Eisenstein,
ROSALINDE
Ich allein will Rache schrei'n, Rache!
ALFRED, EISENSTEIN
will Rache schrei'n, Rache!
ROSALINDE
Kein Verzeih'n, Herr Eisenstein,
ALFRED, EISENSTEIN
Der Eisenstein,
ROSALINDE
kein Bereu'n, Herr Eisenstein,
ALFRED, EISENSTEIN
Der Eisenstein,
ROSALINDE
Rache schreie ich!
ALFRED, EISENSTEIN
will Rache fürchterlich!
ROSALINDE
Rache will ich, Rache will ich!
Rarararara Rache will ich!
ALFRED, EISENSTEIN
Rache will ich, Rache will ich!
Rarararara Rache will ich!
ROSALINDE
Du wagst es, mir Vorwürfe zu machen,
nachdem ich ganz genau weiß,
wieviel es bei dir geschlagen hat.
Sie zieht Eisensteins Uhr hervor.
„Wollen Sie bitteschön die Schlöge meines Herzens zöhlen, Herr Marquis?“
EISENSTEIN
Meine Uhr! Sie war meine Ungarin!
ALFRED
Also, Sie sind Herr von Eisenstein?
FALKE
eintretend
Ich sehe, es hat hier schon eine Erkennungsszene gegeben.
ROSALINDE
Haha, Doktor Falke, was haben Sie angestellt?
ALFRED
Der wahre Herr von Eisenstein brennt darauf, seinen Arrest anzutreten.
EISENSTEIN
Niemals. Wer will mir beweisen, daß ich Eisenstein bin?
FALKE
Da müssen wir erst einige Zeugen kommen lassen!
Ich hab die Gesellschaft von gestern abend hergebeten!
Bitteschön, meine Herschaften, einzutreten!
Die Gesellschaft vom Fest tritt ein.
ALLE
O Fledermaus, o Fledermaus,
laß endlich jetzt dein Opfer aus!
Der arme Mann, der arme Mann
ist gar zu übel dran!
EISENSTEIN
Woll'n Sie mir erklären nicht,
was soll bedeuten die Geschicht'?
Noch werd' ich nicht klug daraus.
FALKE
So rächt sich die Fledermaus!
ALLE
So rächt sich die Fledermaus!
O Fledermaus, o Fledermaus,
laß endlich jetzt dein Opfer aus!
Der arme Mann, der arme Mann
ist gar zu übel dran!
EISENSTEIN
So erklärt mir doch, ich bitt'!
FALKE
Alles, was dir Sorgen macht,
war ein Scherz, von mir erdacht!
ALLE
Und wir alle spielten mit.
EISENSTEIN
Wie, der Prinz?
ORLOFSKY
Ich spielte mit!
EISENSTEIN
Und Adele?
ADELE
Ich spielte mit!
EISENSTEIN
zu Alfred
Ihr Souper?
ALFRED
War nichts als Mythe!
EISENSTEIN
Doch mein Schlafrock?
ROSALINDE
Requisite!
EISENSTEIN
Wonne, Seligkeit, Entzücken!
O, wie macht dies Wort mich froh!
Gattin, laß ans Herz dich drücken!
ALFRED
für sich
War auch nicht gleich alles so,
wir wollen ihm den Glauben,
der ihn beglückt, nicht rauben.
ADELE
Nun, und was geschieht mit mir?
FRANK
Bleiben im Arrest Sie hier,
will ich Sie als Freund und Vater
bilden lassen für's Theater.
ORLOFSKY
Nein, ich laß als Kunstmäzen
solch Talent mir nicht entgeh'n;
das ist bei mir so Sitte,
chacun à son goût!
ALLE
's ist mal bei ihm so Sitte,
chacun à son goût!
EISENSTEIN
Rosalinde, vergib' deinem treuen Gabriel.
Du siehst, nur der Champagner war an allem Schuld!
ROSALINDE
Champagner hat's verschuldet,
tralalalalalala,
Was wir heut' erduldet,
lalalalalalalala.
Doch gab er mir auch Wahrheit
und zeigt in voller Klarheit
mir meines Gatten Treue
und führte ihn zur Reue.
Stimmt ein, stimmt ein
und huldigt im Vereine,
dem König aller Weine!
ALLE
Stimmt ein! Stimmt ein! Stimmt ein!
ROSALINDE, ALLE
Die Majestät wird anerkannt,
anerkannt rings im Land,
jubelnd wird Champagner
der Erste sie genannt!