Zweiter Akt


Im Garten des Palais des Hanna Glawari.
Tag. Im Mittelpunkt ein nicht zu großer Pavillon. Originelle elektrische Glühkörper. Montenegrinische Embleme, Fahnen, Wappen, etc; rechts und links Gartentischchen mit Strohmöbeln. Beim Pavillon rechts und linkts ein Sessel.
(Zeta, Njegus, beide in montenegrinischer Tracht, Cascada, in Uniform französischen Husarenoffiziers, St. Brioche, Uniform eines französischen Infanterieoffiziers, Bodganowitsch, Pritschitsch, Valencienne, alle diese in montenegrinischer Tracht. Damen und Herren, zum Teil, die Tänzer und Tänzerinen, in montenegrinischer Tracht, zum Teil in eleganter Sommertoilette mit Hütten; Guslaren in montenegrisnicher Tracht. Alle, mit Ausnahme der Guslaren, Tänzer und Tänzerinen, treten während der Polonaise zwanglos auf und plazieren sich.)

Nr. 7
Introduktion, Tanz und Vilja-Lied

▼HANNA▲
Ich bitte, hier jetzt zu verweilen,
wo allsogleich nach heimatlichem Brauch
das Fest des Fürsten so begangen wird,
als ob man in Letinje wär' daheim.
(Guslaren treten spielend auf, gleich darauf ihnen die montenegrinischen Tänzerinnen und Tänzer, die den Kolo tanzen.)

▼CHOR▲
Ah!
Mi velimo dase dase veslimo,
Heiaho!
Mi velimo dase dase Heieho!
Laßt uns jauchzen und laßt uns singen, hei!
Laßt uns tanzenc und laßt uns springen, hei!
Laßt uns tanzen und laßt uns springen!
Mi velimo dase veslimo!
Hei!

▼HANNA▲
Nun laßt uns aber, wie daheim,
jetzt singen unsern Ringelreim
von einer Fee, die - wie bekennt -
daheim die Vilja wird genannt.
Es lebt' eine Vilja, eis Waldmägdelein,
ein Jäger erschaut sie im Felsengestein!
Dem Burschen, dem wurde so eigen zu Sinn,
er schaute und schaut' auf das Waldmägdlein hin.
Und ein nie gekannter Schauer,
faßt den jungen Jägersmann;
sehnsuchtsvoll ling er still zu seufzen an!
Vilja, oh Vilja,
du Waldmägdelein,
faß mich und laß mich
dein Trautliebster sein.
Vilja, oh Vilja,
was tust du mir an?
Bang fleht ein liebkranker Mann.

▼CHOR▲
Vilja, oh Vilja,
du Waldmägdelein,
faß mich und laß mich
dein Trautliebster sein.

▼HANNA▲
Vilja, oh Vilja,
was tust du mir an?
Bang fleht ein lietbkranker Mann.
Das Waldmägdelein streckte die Hand nach ihm aus,
und zog ihn hinein in ihr felsiges Haus;
dem Burschen die Sinne vergangen fest sind,
so liebt und so küßt gar kein irdisches Kind.
Als sie sich dann satt geküßt,
verschwand sie zu derselben Frist!
Einmal noch hat der Arme sie gegrüßt:
Vilja, oh Vilja,
du Waldmägdelein,
faß mich und laß mich
dein Trautliebster sein.
Vilja, oh Vilja,
was tust du mir an?
Bang fleht ein liebkranker Mann!

▼CHOR▲
Vilja, oh Vilja,
du Waldmägdelein.
faß mich und laß mich
dein Trautliebster sein.

▼HANNA▲
Vilja, oh Vilja,
was tust du mir an?
Bang fleht ein liebkranker Mann!

▼CHOR▲
Im Liebesbann!
Mi velimo dase dase veslimo,
Mi velimo dase dase veslimo.
Laßt uns jauchzen und laßt uns singen!
Laßt uns tanzen und laßt uns springen!
Mi velimo dase veslimo!
Hei!
(Die Tänzerinnen und Tänzer gehen mit den Guslaren tanzend ab. Die Gesellschaft folgt: Zeta, Hanna und Njegus bleiben.)

▼ZETA▲
Gospodina, dieses vaterländische Fest könnte nicht
vaterländischer sein!

▼HANNA▲
Danke, Exzellenz! Aber ich werde heute auch
noch unverfälscht Pariserisches bieten.
Nach dem Diner gibt's ein Grisetten-Cabaret!
Eine spezielle Überraschung für den Grafen Danilo!

▼ZETA▲
Njegus!

▼NJEGUS▲
Exzellenz!

▼ZETA▲
Holen Sie sofort den Grafen herüber,
Befehl vom Vaterland!

▼NJEGUS▲
Sehr wohl!

▼ZETA▲
Sie interessiert sich für den Grafen!
Mein Plan wird gelingen!
(Danilo tritt auf.)

▼DANILO▲
Ja, Exzellenz, da bin ich.

▼ZETA▲
(im Abgehen)
Immer zu spät…

▼HANNA▲
O, Graf Danilo, ich versuche, Ihnen auf Schritt und
Tritt zu folgen, und Sie weichen mir im Galopp aus.
Warum?

▼DANILO▲
Das ist eine Kriegslist!
Ich bin Kavallerist!

▼HANNA▲
Ach, ja, Sie sind ein Reitersmann und vollen nicht
kapitulieren…

Nr. 8 Duett

▼HANNA▲
Heia, Mädel, aufgeschaut,
guck, die schmucken Reiter!
Nimmt dich einer wohl zur Braut,
oder sprengt er weiter?
Heia, Mädel, laß ihn nicht,
kann als Mann dir taugen!
Guck ihm keck nur ins Gesicht,
blitz mit deinen Augen!

▼DANILO▲
Mädel schaut und Mädel guckt,
daß es ihm im Herzen zuckt.

▼HANNA▲
Mädel zeigt, trotzdem sie schweigt,
daß sie sich in Lieb' ihm neigt!
Dummer, dummer Reitersmann,
der mich nicht verstehen kann!
Dummer, dummer Reiter,
reitet, reitet weiter!
Dummer, dummer Reitersmann!
Hoplahop und hoplaho!
Hoplahop und hoplaho!
Dummer, dummer Reiter,
reitet, reitet weiter!
Dummer, dummer Reitersmann!
Heia, Reiter kehrt zurück,
hopp, sein Pferdchen tänzelt!
Wie er jetzt mit seinem Blick,
bittet und schermenzelt!
Mädel kümmert sich nicht drum,
hüptt und summt ein Tänzchen:
Reiter, du warst gar zu dumm,
doch ich bin kein Gänschen!

▼DANILO▲
Reiter guckt und Reiter lacht,
willst du nicht, dann gute Nacht!
Mädel, Mädel meiner Wahl,
ich komm' nicht ein zweites Mal!

▼HANNA▲
Dummer, dummer Reitersmans,
der mich nicht verstehnn kann!
Dummer, dummer Reiter,
reitet, reitet weiter!
Dummer, dummer Reitersmann!

▼DANILO▲
Kluger, kluger Reiter,
reitet, reitet weiter!
Kluger, kluger Reitersmann!

▼HANNA, DANILO▲
Hoplahop und hoplaho!
Hoplahop und hoplaho!

▼HANNA▲
Dummer, dummer Reiter,
reitet, reitet weiter!
Dummer, dummer Reitersmann!
(Danilo geht salutierend ab. Hanna will ihm nach, bleibt dann aber stehen.)

▼HANNA▲
Dummer, dummer Reiter,
reitet, reitet weiter!
Dummer, dummer Reitersmann!
(Hanna geht ab, und Danilo kommt zurück. Cascada und St. Brioche treten auf, danach Kromow und Pritschitsch, zum Schluß Zeta und Bodganovitch.)

▼ST. BRIOCHE▲
Wir werden uns noch schlagen um die Witwe!

▼CASCADA▲
Ich bin dazu bereit.

▼DANILO▲
Aber meine Herren, um Weiber sollte man sich
nich streiten…

▼ZETA▲
Meine Herren! Kommen Sie -
kommen Sie punkt acht Uhr in unseren Pavillon,
da wollen wir uns beraten.

▼NJEGUS▲
Wie Euzellenz befehlen! Punkt acht Uhr loco.

▼ZETA▲
Graf! Grat Danilowitsch!
Worüber wird hier eigentlich gestritten?

▼DANILO▲
Exzellenz?
Wie man sich verhält, wenn einem die Frau
untreu wird.

▼ZETA▲
Darüber brauche ich, Gott sei Dank,
nicht nachzudenken.

▼DANILO, ST. BRIOCHE UND CASCADA▲
Gott sei Dank!

Nr. 9 Marsch-Septett
(Danilo, Zeta, St. Brioche, Cascada, Kromow, Bogdanowitsch, Pritschitsch)

▼DANILO▲
Wie de Weiber…

▼ALLE▲
Wie die Weiber?

▼DANILO▲
Man behandelt?

▼ALLE▲
Hürt ihn an!

▼DANILO▲
Eine so, die andre anders,
da gibt's keinen Feldzugsplan!

▼ZETA▲
Daß die Weiber…

▼ALLE▲
Daß die Weiber?

▼ZETA▲
Treu uns bleiben -

▼ALLE▲
Also wie?

▼ZETA UND DANILO▲
Das hat man noch nicht ergründet!
Da gibt's keine Theorie!

▼ALLE▲
Da gibt's keine Theorie!

▼DANILO▲
Der einen macht man Komplimente…

▼ALLE▲
So und so und so und so!

▼ZETA▲
Und schmeichelt, streichell ohne Ende…

▼ALLE▲
So und so und so und so!

▼ST. BRIOCHE▲
Der andern muß man imponieren…

▼ALLE▲
So und so und so und so!

▼CASCADA▲
Man darf sie auch sogar sekieren…

▼ALLE▲
So und so und so und so!

▼DANILO▲
Die dritte, die will Zärtlichkeiten…

▼ALLE▲
So und so und so und so!

▼ZETA▲
Die vierte, die will zanken, streiten…

▼ALLE▲
So und so und so und so!

▼CASCADA▲
Die füntte, will nur tanzen, lachen…

▼ALLE▲
So und so und so und so!

▼DANILO, ZETA, ST. BRIOCHE UND CASCADA▲
Dann wollen sie auch and're Sachen!

▼ALLE▲
So und so und so und so!

▼DANILO UND ZETA▲
Ja, das Studium der Weiber ist schwer…

▼ST. BRIOCHE, CASCADA, KROMOW, BOGDANOWITSCH, PRITSCHISCH▲
Ach die Weiber, diese Weiber!

▼DANILO UND ZETA▲
Nimmt uns Männer vetteufelt auch her!
Niemals kennt doch an Seele und Leib
man das Weib -

▼ALLE▲
Weib, Weib, Weib, Weib!

▼DANILO UND ZETA▲
Mädchen zart, Gretchenart, blondes Haar…

▼ST. BRIOCHE, CASCADA, KROMOW, BOGDANOWITSCH, PRITSCHISCH▲
Ach die Weiber, diese Weiber!

▼DANILO UND ZETA▲
Mit dem treuesten Blauängleinpaar,
ob sie schwarz oder rot oder blond sind gefärbt,
's ist egal, man wird doch gegerbt.

▼ALLE▲
Weiber, Weiber, Weiber, Weiber, ja!
Weiber, Weiber, Weiber, Weiber, ach!
Ja, das Studium der Weiber ist schwer,
nimmt uns Männer verteufelt auch her!
Niemals kennt doch an Seele und Leib
man das Weib -
Weib, Weib, Weib, Weib!
Mädchen zart, Gretchenart, blondes Haar,
mit dem treuesten Blauäugleinpaar!
Ob sie schwarz oder rot oder blond sind gefärbt,
's ist egal, man wird doch gegerbt.

▼DANILO UND ZETA▲
Ja, das Studium der Weiber ist schwer,
nimmt uns Männer verteufelt auch her.
Niemals kennt doch an Seele und Leib
man das Weib, Weib. Weib, Weib, Weib!

▼DIE ANDEREN▲
Weiber, Weiber, Weiber, Weiber, Weiber!
(Alle ausser Danilo ab . Hanna tritt auf.)

▼HANNA▲
Graf Danilo! - Mein tapferer Reitersmann!
Wenn Sie mich auch nicht lieben…

▼DANILO▲
Das is total ausgeschlossen!

▼HANNA▲
…dann werden Sie mir ehrlich raten, ob ich jenen
Menschen heiraten soll, den ich immer schon haben
wollte!

▼DANILO▲
Haben wollte…? Heiraten Sie doch was, wie, wo
und womit Sie wollen!

▼HANNA▲
Sie sind ja eifersüchtig!

▼DANILO▲
Jawohl! Aber nicht auf Sie, auf alle Frauen,
die mit Männern so herumtändeln…

▼HANNA▲
Acha, ja?

Nr. 10 Spielszene und Tanzduett
(Danilo kämpft mit sich, will sie ansprechen, wendet sich aber ab und geht in Richtung Pavillon.)

▼HANNA▲
So, wie die Dinge sich entwickeln, werde ich doch
einen Pariser heiraten.

▼DANILO▲
Armes Vaterland!

▼HANNA▲
Aber bevor ich wieder heirate,
möchte ich wenigstens einmal das wahre
Nachtleben in dieser Stadt kennenlernen.
Wo amüsiert man sich besten?

▼DANILO▲
Amüsieren kann man sich auf dem Ball der
pontevedrinischen Gesandtschaft!

▼HANNA▲
Mir steht der Sinn nach anderen Vergnügen!

▼DANILO▲
Mir auch, aber die heimatlichen Tänze haben auch
ihren Reiz…
Madame… Un kolo, la danse de notre patrie.
Allez!
(Sie tanzen den Kolo.)

▼HANNA▲
Ach!… Sehen Sie, jetzt würde ich zu meinem
Mann sagen: lieber Da…

▼DANILO▲
…nilo?

▼HANNA▲
Go…bert.

▼DANILO▲
Scheußlicher Name!

▼HANNA▲
Deswegen bin ich nicht in Paris.
Führ' mich woanders hin!

▼DANILO▲
Er führt sie zu Maxim,
dort ist er sehr intim …
Dort tanzen nur die entzückendsten, zweifelhaftesten,
verruchtesten Mädchen. Und würden Sie in den Saal
Sala de Baile entráis alguna dirá: Ay, una nueva
Griseta! La música se convierte en un dulce vals
juguetón, con la que uno con su ritmo de tres por all seiner Tugend vergißt.
(Sie tanzen.)

▼HANNA▲
Bei dieser Musik könnte man das letzte Viertel auch
noch vergessen… Das ist sehr gefährlich…
(Beide tanzen summend ab. Valencienne und Camille treten auf.)

▼VALENCIENNE▲
Nein, nein, nein!

▼CAMILLE▲
Geben Sie mir wenigstens ein Andenken,
Valencienne!

▼VALENCIENNE▲
Meinen Fächer? Nur diesem Satz muß ich noch
fertig schreiben!
Ich bin eine anständige… Frau…

▼CAMILLE▲
Jetzt hab' ich es auch noch schriflich!

Nr. 11 Duett und Romanze

▼VALENCIENNE▲
Mein Freund, Vernunft!

▼CAMILLE▲
Wie Sie mich quälen!

▼VALENCIENNE▲
Ich will's! Sie müssen sich vermählen!
Sie müssen heute noch mit Hanna sprechen!

▼CAMILLE▲
Nun gut, ich tu's…
doch wird das Herz mir brechen!

▼VALENCIENNE▲
Oh glauben Sie,
es fällt mir schwer,
auf Ihre Liebe zu verzichten,
doch muß ich mich,
so will's die Ehr',
streng nach der guten Sitte richten!

▼CAMILLE▲
Soll ich für immer dich verlieren?

▼VALENCIENNE▲
Sie wollen mich doch nicht kompromittieren?

▼CAMILLE▲
Das will ich nicht!
Das darf ich nicht!

▼VALENCIENNE▲
(drückt seinen Kopf an ihre Wange)
So ist es recht, so hab' ich dich lieb.

▼CAMILLE▲
Ich muß dich küssen!

▼VALENCIENNE▲
(wehrt ihn ab)
Sie machen mich böse!

▼CAMILLE▲
Vergib! Vergib, mein Lieb!
Wie eine Rosenknospe
im Maienlicht erblüht,
so ist in meinem Herzen
die Liebe aufgeglüht!
Das war ein selig Keimen,
von dem ich nichts geahnt,
ein wundersames Träumen,
das mich ans Glück gemahnt!
Und nun das Glück gekommen,
soll's wieder, wieder fort?
Das Maienlicht verglommen?
Die Knospe, sie verdorrt?
Ein jauchzend, jubelnd Singen
in meiner Seele schallt:
Es wird dich mir erringen
der Liebe Allgewalt.

▼VALENCIENNE▲
(streckt dir Arme nach ihm aus)
O Camille!

▼CAMILLE▲
Valencienne!
(will sie umarmen)

▼VALENCIENNE▲
Nein, sachte, sacht!
Du hast mich um den Verstand gebracht!

▼CAMILLE▲
Zum Abschied,
du Süße,
einen letzten Kuß!

▼VALENCIENNE▲
Doch nicht hier!

▼CAMILLE▲
Sieh dort den kleinen Pavillon,
er kann höchst diskret,
verschwiegen sein!
Oh dieser kleine Pavillon
plaudert nicht ein Wörtohen aus…
oh nein!
Dunkel uns umfängt!
Nimm, was Liebe uns schenkt!
Komm in den kleinen Pavillon,
komm zum süßen Rendezvous,
oh du!

▼VALENCIENNE▲
Ich seh' schon…
ich werd' hineingehen müssen!

▼CAMILLE▲
Komm in den kleinen Pavillon,
laß zum letztenmal dich küssen,
ach!

▼VALENCIENNE▲
Ist er verschwiegen?
Mir wird ganz schwach!

▼CAMILLE, VALENCIENNE▲
Dunkel uns umfängt!
Nimm, was Liebe uns schenkt!
Dort in dem dunklen Pavillon
strahlt uns hell der süßen Liebe Lohn!
(Wie sie in den Pavillon verschwinden, kommt Njegus,der ihnen nachschauf. Kurz darauf Zeta.)

▼NJEGUS▲
Ah, die Baronin und Herr Rosillon zusammen
im Pavillon…!

▼ZETA▲
Njegus!

▼NJEGUS▲
O weh, der Herr Baron!
(stellt sich wie schützend vor die Tür.)

▼ZETA▲
Nun, Njegus… es ist schon acht Uhr loco,
und der Graf is wieder nicht da! Also, öffnen Sie
den Pavillon und drehen Sie das elektrische Licht auf!

▼NJEGUS▲
Exzellenz - Exzellenz - mit Verlaub…

▼ZETA▲
Was ist los?

▼NJEGUS▲
Exzellenz! Es geht nicht. Es ist wer drinnen:
Rosillon mit einer Dame!

▼ZETA▲
Einer verheirateten? Jetzt haben wir sie!
Der Pavillon hat rückwärts noch eine Tür,
sperren Sie die sofort ab!

▼NJEGUS▲
Sehr wohl!
(begibt sich hinter den Pavillon)
Erst diese Dame herauslassen, dann eine
una
(Danilo tritt auf.)

▼DANILO▲
Excellenz, acht Uhr loco.

▼ZETA▲
Ach, lieber Graf!
Die Dame Rosillons ist entdeckt!

▼DANILO▲
Entdeckt? Wer ist sie?

▼ZETA▲
Ich werde durchs Schlüsselloch sehen!

▼DANILO▲
Exzellenz, das ist nicht sehr fein!

▼ZETA▲
Aber praktisch!
(Während Zeta durchs Schlüsselloch schaut, erscheint Njegus hinten am Pavillon. Er winkt nach rechts. Hanna kommt und flüstert mit ihm. Beide verschwinden hinter dem Pavillon.)

▼DANILO▲
Nun?

▼ZETA▲
Das ist ja! Nein! Doch! Meine Frau!
(Valencienne tritt rückwärts aus dem Pavillon und schleicht mit Njegus davon.)
Aufgemacht! Aufgemacht!

▼DANILO▲
Ha! Ha!

▼ZETA▲
Ha! Ha!

▼HANNA▲
Wir fragen, was man von uns will!

▼DANILO▲
Ha! Hanna und Camille!

▼ZETA▲
War ich denn blind? Ich seh genau…

▼DANILO▲
Ha! Hanna und Camille!
Mein ganzer Geist steht still.
Jetzt wird die Sache etwas flau!

▼ZETA▲
Wo ist denn meine Frau?
(Valencienne kommt harmlos von links, hinter ihr Njegus.)

▼VALENCIENNE▲
Du wünschest?

▼ZETA▲
Ich bin stumm und starr!

▼VALENCIENNE▲
Was ist gescheh'n? So sprich doch klar!

▼DANILO▲
Ha! Hanna und Camille!

▼CAMILLE▲
(zu Danilo)
So sei doch endlich still!

▼ZETA▲
Ich sah dort eine Dame kurz zuvor.
Ich guckte schnell durchs Schlüsselloch…

▼HANNA▲
Das war gerade nicht sehr fein!

▼DANILO▲
Aber praktisch doch!

▼ZETA▲
Ich hört' und traute meinen Ohren nicht…
(zu Camille)
Wie dieser Herr da ihr Liebe schwor!

▼HANNA▲
Die Dame, die war ich!

▼DANILO▲
(zu Hanna)
Ha! Hanna!

▼ZETA▲
Ich hätt' geschworen es wär' meine Frau!

▼HANNA▲
Mein lieber Camille, gesteh'n Sie's nur ein!

▼VALENCIENNE▲
Oh, dies zu hören, ist Rettung und Pein!

▼CAMILLE▲
Ach, dies zu sagen ist Rettung und Pein!

▼DANILO▲
Mich packt die Eifersucht,
fast könnte ich schrei'n!

▼ZETA▲
Ich kann's nicht glauben, oh nein, oh nein!

▼NJEGUS▲
Das arrangierte ich…
ganz schlau und ganz fein!

▼HANNA▲
Und war der Baron so indiskret,
zu lauschen und spähen beim Schlüsselloch,
(zu Camille)
so sagen Sie hier,
was drinnen Sie mir
gestanden, ich bitte, so sagen Sie's doch!
(Valencienne erschrickt, blickt eifersüchtig auf Camille. Hanna wechselt einen Blick mit Valencienne, die auf sie zukommt, und spricht mit ihr.Valencienne lächtelt verstehend.)

▼CAMILLE▲
Ich… soll es sagen?

▼DANILO▲
(für sich)
Und ich soll's ertragen?

▼CAMILLE▲
(zu Zeta)
Nun, Exzellenz, da ich… nicht anders kann -
was ich drin sagte - so hören Sie's an:

▼ZETA▲
Jetzt bin ich doch neugierig, was er mir
sagen wird.

▼CAMILLE▲
Wie eine Rosenknospe
im Maienlicht erblüht,
so ist in meinem Herzen
die Liebe aufgeglüht!
Das war ein selig Keimen,
von dem ich nichts geahnt,
ein wundersames Träumen,
das mich… ans Glück gemahnt!
Und nun das Glück gekommen,
soll's wieder, wieder fort?
Das Maienlicht verglommen?
Die Knospe, sie verdorrt?
Ein jauchzend, jubelnd Singen
in meiner Seele schallt:
Es wird dich mir erringen
der Liebe Allgewalt.

▼HANNA▲
Er glaubt ihm wirklich… Wort für Wort.
Und sein Verdacht, er ist schon fort!
Ah, lieber Graf, und du bleibst ganz kalt?
Was wetten wir, du redest bald!

▼VALENCIENNE▲
Ich… fasse nicht ein einzig Wort!
Ja, will er wirklich… von mir fort?
Sein Liebeslied ist kaum noch verhallt,
Er singt's vor ihr, wo mir allein dies Lied doch galt!
Ist sie dahin so rasch, der Liebe Allgewalt?

▼DANILO▲
Ich… höre wie verschwommen,
fasse auch nicht ein Wort!
Sie hat sich schön benommen!
Mir ist's nicht vergönnt, sie zu erringen!
Doch mich läßt's nicht kalt!
Will mich… zur Ruhe zwingen,
ich gehe, und das bald!

▼ZETA▲
Der Wahn ist mir nun ganz benommen.
Zu ihr ist er gewiß gekommen,
ich glaub' ihm Wort für Wort,
's war meine Frau nicht dort!
Wenn's meine Frau so triebe,
macht' ich ein Ende bald!
Bei solchen Dingen
bleib' ein andrer kalt!
(Die Gesellschaft tritt im Hintergrund auf.)

▼HANNA▲
Nun wissen Sie, meine Herrschaften, was sich
im dunklen Pavillon zugetragen hat.
Es gibt kein Zurück!
(sieht Danilo verstohlen an)
Jetzt kommt der Haupttrumpf!
(zur Gesellschaft)
Den Herrschaften hab' ich was zu erzählen…

▼CHOR▲
Nun was? Nun was?

▼HANNA▲
(sieht Danilo durchbohrend an)
Daß als Verlobte sich empfehlen:
Herr Rosillon.

▼CAMILLE▲
Was? Ich?

▼VALENCIENNE▲
O Gott!

▼DANILO▲
Ach, schön!

▼ZETA▲
Wie? Was?

▼HANNA▲
Und meine Wenigkeit!

▼CHOR▲
Ah, welche Neuigkeit!

▼VALENCIENNE▲
Bin starr!

▼CAMILLE▲
Bin starr!

▼DANILO▲
Bin starr!

▼ZETA▲
Bin starr!

▼HANNA▲
(auf Danilo blickend)
Die Wirkung ist ganz wunderbar!

▼CHOR▲
Wir gratulieren!
(Alle treten ein bißchen zurúck und scheinen die Verlobung besprechen.)

▼DANILO▲
Oh, ihr verfluchten Millionen!

▼ZETA▲
Oh, ihr verlor'nen Millionen!

▼CAMILLE▲
(leise zu Hanna)
Das geht doch nicht!
Da muß ich protestier'n!

▼HANNA▲
(leise zu Camille)
Dann werden Sie die Baronin blamieren!

▼ZETA▲
(zu Hanna)
Sie wollen wirklich?

▼VALENCIENNE▲
(zu Camille)
Wirklich…, wollen Sie?

▼HANNA▲
Warum denn nicht?

▼ZETA▲
Ich bin dagegen, und der Graf…

▼HANNA▲
(zu Danilo)
Sie euch?

▼DANILO▲
Oh nein!
Warum soll ich… dagegen sein?
Ich… gebe Ihnen meinen Segen!
Ich meine nur…

▼HANNA▲
Was meinen Sie?

▼DANILO▲
Verlieb' dich oft,
verlob dich selten,
heirate nie!
Die Ehe ist für mich… privat,
ich rede nur als Diplomat,
wahrhaftig nur ein Standpunkt,
der längst überwunden.
Ein Zweibund sollte stets sie sein,
doch bald stellt sich ein Dreibund ein,
der zählt oft bloß nach schwachen Stunden!
Vom europäischen Gleichgewicht,
wenn einer sich verehelicht,
von dem ist bald nichts mehr zu spüren.
Der Grund liegt meistens nur darin:
Es gibt Madam' zu sehr sich… hin,
der Politik der offnen Türen!

▼HANNA▲
Das ist doch unverschämt!

▼DANILO▲
Jawohl, ich schiId're nicht zu stark,
's ist etwas faul im Staate Dänemark!
(Hanna eilt nach hinten und kommt während der folgenden Einleitung cancanierend mach vorn.)

▼HANNA▲
Ein flotter Ehestend soll's sein:
ganz nach… Pariser Art!
Er sagt: "Madame", ich sag': "Monsieur"!
Ganz nach Pariser Art!
Wir lieben uns, wie sich's versteht,
ganz nach Pariser Art!
Wo jeder seine Wege geht:
Ganz nach Pariser Art!
Das hat Rrrrass
so, tral-la-la-la-la-la!
Macht mir Spaß
so, tral-la-la-la-la-la!
Und sollt' die Ehe anders sein,
denn spring' ich nicht hi… ,nein,
oh nein, oh nein, nein, nein, nein.
(Sie travesiert cancanierend mit Valencienne und wieder zurück. Die anderen fallen in den Tanz ein.)

▼SYLVANE, OLGA, PRASKOWIA, CAMILLE, ZETA, BODGANOWITSCH, KROMOW, PRITSCHITSCH, DAMEN UND HERREN▲
Des hat Rrrrasss'
so tral-la-la-la-la!
Macht ihr Spaß
so, tral-la-la-la-la!
Und sollt' die Ehe anders sein,
denn springt sie nicht hinein!
oh nein, oh… nein,

▼HANNA UND VALENCIENNE▲
La, la la, la! Nein.
Dann spring' ich/springt sie nicht hinein!
Nein!

▼VALENCIENNE▲
Ja, dieser Ehestend wird flott!

▼HANNA▲
Ganz nach… Pariser Art!

▼VALENCIENNE▲
(mit Blick auf Camille)
Der Mann zieht hü, die Frau zieht hoff!

▼HANNA▲
Ganz nach Pariser Art!

▼VALENCIENNE▲
Und keiner macht sich was daraus!

▼HANNA▲
Ganz nach Pariser Art!

▼VALENCIENNE▲
(zu Hanna)
Sie seh'n ganz scheidüngsfähig aus!

▼HANNA▲
Ganz nach Pariser Art!
Valencienne und Hanna
Das hat Rrrrass
so, tral-la-la-la-la-la!
Macht mir Spaß
so, tral-la-la-la-la-la!

▼SYLVANE, OLGA, PRASKOWIA, CAMILLE, ZETA, BODGANOWITSCH, KROMOW, PRITSCHITSCH, DAMEN UND HERREN▲
Das hat Rrrrass
so, tral-la-la-la-la-la!
Macht mir Spaß
so, tral-la-la-la-la-la!
(Alle, außer Danilo, tanzen.)

▼DANILO▲
(für sich)
In mir tobt es, in mir bebt es!
In mir zuckt es, in mir juckt es!
Halt's nicht aus!
Es muß heraus!
(Man hört auf zu tanzen.)
Aber nicht so wutentbrannt!
Aber nicht so wutentbrannt!
Ruhig, ruhig mit Verstand!
(zu Hanna)
Zu der Vermählung, schöne Frau,
gestatten Sie eine Erzählung.
(Valencienne geht zu Camille. Alle ziehen sich ganz zurück, so daß Hanna und Danilo total exponiert sind.)

▼HANNA▲
Gewiß, des ist ja interessant!
Seh'n Sie mich… an, ich bin schon sehr gespannt!
Also bitte!

▼DANILO▲
Also bitte!
Es waren zwei Königskinder…
ich glaube, sie hatten sich lieb.
Sie konnten zusammen nicht kommen,
wie dies einst ein Dichter beschrieb!
Der Prinz, der blieb aber verschlossen,
er hatte dafür seinen Grund.
Das hat die Prinzessin verdrossen,
warum er nicht auftat den Mund.
Da hat nun die Dame Prinzessin
getrieben ein grausames Spiel,
sie gab ihre Hand einem and'ren.
und das war dem Prinzen zu viel.
Du gnädige Dame Prinzessin,
du tatest daran gar nicht recht,
du bist auch nicht besser wie andere,
vom schwachen, koketten Geschlecht!
Doch glaubst du, dass ich mich drob kränke?
Haha! Da täuschest du dich…!
Im Traume ich nicht daran denke! -
Das sagte der Prinz, und nicht ich! -
Und weiter da sagte der Prinz noch:
(deutet auf Camille)
Da nimm ihn, der sei dir vergönnt!
Drauf ist er von dannen gegangen -
und das tu' ich auch…, Kompliment!
(will ab)

▼HANNA▲
Wohin denn, Graf, wohin?

▼DANILO▲
Wohin ich…?
Dort, wo ich… zu Hause bin!
(mit beissender Ironie)
Jetzt geh' ich zu Maxim,
dort bin ich sehr intim,
ich duze alle Damen,
ruf' sie beim Kosenamen:
Lolo, Dodo, Jou-jou,
Clo-clo, Margot, Frou-frou,
sie lassen mich vergessen,
was ich so bang empfand!
(ab)

▼HANNA▲
Allein liebt er mich…, nur allein!
Jetzt geht er in die Falle und…
Das hat Rrrrass
so, tral-la-la-la-la-la!
Macht mir Spaß
so, tral-la-la-la-la-la!
usw.

▼HANNA UND VALENCIENNE▲
(tanzend)
La, la la, la, la!

▼SYLVANE, OLGA, PRASKOWIA, CAMILLE, ZETA, BOGDANOWITSCH, KROMOW, PRITSCHITSCH, DAMEN UND HERREN▲
(tanzend)
Das hat Rrrrasss, usw.
Zweiter Akt


Im Garten des Palais des Hanna Glawari.
Tag. Im Mittelpunkt ein nicht zu großer Pavillon. Originelle elektrische Glühkörper. Montenegrinische Embleme, Fahnen, Wappen, etc; rechts und links Gartentischchen mit Strohmöbeln. Beim Pavillon rechts und linkts ein Sessel.
(Zeta, Njegus, beide in montenegrinischer Tracht, Cascada, in Uniform französischen Husarenoffiziers, St. Brioche, Uniform eines französischen Infanterieoffiziers, Bodganowitsch, Pritschitsch, Valencienne, alle diese in montenegrinischer Tracht. Damen und Herren, zum Teil, die Tänzer und Tänzerinen, in montenegrinischer Tracht, zum Teil in eleganter Sommertoilette mit Hütten; Guslaren in montenegrisnicher Tracht. Alle, mit Ausnahme der Guslaren, Tänzer und Tänzerinen, treten während der Polonaise zwanglos auf und plazieren sich.)

Nr. 7
Introduktion, Tanz und Vilja-Lied

HANNA
Ich bitte, hier jetzt zu verweilen,
wo allsogleich nach heimatlichem Brauch
das Fest des Fürsten so begangen wird,
als ob man in Letinje wär' daheim.
(Guslaren treten spielend auf, gleich darauf ihnen die montenegrinischen Tänzerinnen und Tänzer, die den Kolo tanzen.)

CHOR
Ah!
Mi velimo dase dase veslimo,
Heiaho!
Mi velimo dase dase Heieho!
Laßt uns jauchzen und laßt uns singen, hei!
Laßt uns tanzenc und laßt uns springen, hei!
Laßt uns tanzen und laßt uns springen!
Mi velimo dase veslimo!
Hei!

HANNA
Nun laßt uns aber, wie daheim,
jetzt singen unsern Ringelreim
von einer Fee, die - wie bekennt -
daheim die Vilja wird genannt.
Es lebt' eine Vilja, eis Waldmägdelein,
ein Jäger erschaut sie im Felsengestein!
Dem Burschen, dem wurde so eigen zu Sinn,
er schaute und schaut' auf das Waldmägdlein hin.
Und ein nie gekannter Schauer,
faßt den jungen Jägersmann;
sehnsuchtsvoll ling er still zu seufzen an!
Vilja, oh Vilja,
du Waldmägdelein,
faß mich und laß mich
dein Trautliebster sein.
Vilja, oh Vilja,
was tust du mir an?
Bang fleht ein liebkranker Mann.

CHOR
Vilja, oh Vilja,
du Waldmägdelein,
faß mich und laß mich
dein Trautliebster sein.

HANNA
Vilja, oh Vilja,
was tust du mir an?
Bang fleht ein lietbkranker Mann.
Das Waldmägdelein streckte die Hand nach ihm aus,
und zog ihn hinein in ihr felsiges Haus;
dem Burschen die Sinne vergangen fest sind,
so liebt und so küßt gar kein irdisches Kind.
Als sie sich dann satt geküßt,
verschwand sie zu derselben Frist!
Einmal noch hat der Arme sie gegrüßt:
Vilja, oh Vilja,
du Waldmägdelein,
faß mich und laß mich
dein Trautliebster sein.
Vilja, oh Vilja,
was tust du mir an?
Bang fleht ein liebkranker Mann!

CHOR
Vilja, oh Vilja,
du Waldmägdelein.
faß mich und laß mich
dein Trautliebster sein.

HANNA
Vilja, oh Vilja,
was tust du mir an?
Bang fleht ein liebkranker Mann!

CHOR
Im Liebesbann!
Mi velimo dase dase veslimo,
Mi velimo dase dase veslimo.
Laßt uns jauchzen und laßt uns singen!
Laßt uns tanzen und laßt uns springen!
Mi velimo dase veslimo!
Hei!
(Die Tänzerinnen und Tänzer gehen mit den Guslaren tanzend ab. Die Gesellschaft folgt: Zeta, Hanna und Njegus bleiben.)

ZETA
Gospodina, dieses vaterländische Fest könnte nicht
vaterländischer sein!

HANNA
Danke, Exzellenz! Aber ich werde heute auch
noch unverfälscht Pariserisches bieten.
Nach dem Diner gibt's ein Grisetten-Cabaret!
Eine spezielle Überraschung für den Grafen Danilo!

ZETA
Njegus!

NJEGUS
Exzellenz!

ZETA
Holen Sie sofort den Grafen herüber,
Befehl vom Vaterland!

NJEGUS
Sehr wohl!

ZETA
Sie interessiert sich für den Grafen!
Mein Plan wird gelingen!
(Danilo tritt auf.)

DANILO
Ja, Exzellenz, da bin ich.

ZETA
(im Abgehen)
Immer zu spät…

HANNA
O, Graf Danilo, ich versuche, Ihnen auf Schritt und
Tritt zu folgen, und Sie weichen mir im Galopp aus.
Warum?

DANILO
Das ist eine Kriegslist!
Ich bin Kavallerist!

HANNA
Ach, ja, Sie sind ein Reitersmann und vollen nicht
kapitulieren…

Nr. 8 Duett

HANNA
Heia, Mädel, aufgeschaut,
guck, die schmucken Reiter!
Nimmt dich einer wohl zur Braut,
oder sprengt er weiter?
Heia, Mädel, laß ihn nicht,
kann als Mann dir taugen!
Guck ihm keck nur ins Gesicht,
blitz mit deinen Augen!

DANILO
Mädel schaut und Mädel guckt,
daß es ihm im Herzen zuckt.

HANNA
Mädel zeigt, trotzdem sie schweigt,
daß sie sich in Lieb' ihm neigt!
Dummer, dummer Reitersmann,
der mich nicht verstehen kann!
Dummer, dummer Reiter,
reitet, reitet weiter!
Dummer, dummer Reitersmann!
Hoplahop und hoplaho!
Hoplahop und hoplaho!
Dummer, dummer Reiter,
reitet, reitet weiter!
Dummer, dummer Reitersmann!
Heia, Reiter kehrt zurück,
hopp, sein Pferdchen tänzelt!
Wie er jetzt mit seinem Blick,
bittet und schermenzelt!
Mädel kümmert sich nicht drum,
hüptt und summt ein Tänzchen:
Reiter, du warst gar zu dumm,
doch ich bin kein Gänschen!

DANILO
Reiter guckt und Reiter lacht,
willst du nicht, dann gute Nacht!
Mädel, Mädel meiner Wahl,
ich komm' nicht ein zweites Mal!

HANNA
Dummer, dummer Reitersmans,
der mich nicht verstehnn kann!
Dummer, dummer Reiter,
reitet, reitet weiter!
Dummer, dummer Reitersmann!

DANILO
Kluger, kluger Reiter,
reitet, reitet weiter!
Kluger, kluger Reitersmann!

HANNA, DANILO
Hoplahop und hoplaho!
Hoplahop und hoplaho!

HANNA
Dummer, dummer Reiter,
reitet, reitet weiter!
Dummer, dummer Reitersmann!
(Danilo geht salutierend ab. Hanna will ihm nach, bleibt dann aber stehen.)

HANNA
Dummer, dummer Reiter,
reitet, reitet weiter!
Dummer, dummer Reitersmann!
(Hanna geht ab, und Danilo kommt zurück. Cascada und St. Brioche treten auf, danach Kromow und Pritschitsch, zum Schluß Zeta und Bodganovitch.)

ST. BRIOCHE
Wir werden uns noch schlagen um die Witwe!

CASCADA
Ich bin dazu bereit.

DANILO
Aber meine Herren, um Weiber sollte man sich
nich streiten…

ZETA
Meine Herren! Kommen Sie -
kommen Sie punkt acht Uhr in unseren Pavillon,
da wollen wir uns beraten.

NJEGUS
Wie Euzellenz befehlen! Punkt acht Uhr loco.

ZETA
Graf! Grat Danilowitsch!
Worüber wird hier eigentlich gestritten?

DANILO
Exzellenz?
Wie man sich verhält, wenn einem die Frau
untreu wird.

ZETA
Darüber brauche ich, Gott sei Dank,
nicht nachzudenken.

DANILO, ST. BRIOCHE UND CASCADA
Gott sei Dank!

Nr. 9 Marsch-Septett
(Danilo, Zeta, St. Brioche, Cascada, Kromow, Bogdanowitsch, Pritschitsch)

DANILO
Wie de Weiber…

ALLE
Wie die Weiber?

DANILO
Man behandelt?

ALLE
Hürt ihn an!

DANILO
Eine so, die andre anders,
da gibt's keinen Feldzugsplan!

ZETA
Daß die Weiber…

ALLE
Daß die Weiber?

ZETA
Treu uns bleiben -

ALLE
Also wie?

ZETA UND DANILO
Das hat man noch nicht ergründet!
Da gibt's keine Theorie!

ALLE
Da gibt's keine Theorie!

DANILO
Der einen macht man Komplimente…

ALLE
So und so und so und so!

ZETA
Und schmeichelt, streichell ohne Ende…

ALLE
So und so und so und so!

ST. BRIOCHE
Der andern muß man imponieren…

ALLE
So und so und so und so!

CASCADA
Man darf sie auch sogar sekieren…

ALLE
So und so und so und so!

DANILO
Die dritte, die will Zärtlichkeiten…

ALLE
So und so und so und so!

ZETA
Die vierte, die will zanken, streiten…

ALLE
So und so und so und so!

CASCADA
Die füntte, will nur tanzen, lachen…

ALLE
So und so und so und so!

DANILO, ZETA, ST. BRIOCHE UND CASCADA
Dann wollen sie auch and're Sachen!

ALLE
So und so und so und so!

DANILO UND ZETA
Ja, das Studium der Weiber ist schwer…

ST. BRIOCHE, CASCADA, KROMOW, BOGDANOWITSCH, PRITSCHISCH
Ach die Weiber, diese Weiber!

DANILO UND ZETA
Nimmt uns Männer vetteufelt auch her!
Niemals kennt doch an Seele und Leib
man das Weib -

ALLE
Weib, Weib, Weib, Weib!

DANILO UND ZETA
Mädchen zart, Gretchenart, blondes Haar…

ST. BRIOCHE, CASCADA, KROMOW, BOGDANOWITSCH, PRITSCHISCH
Ach die Weiber, diese Weiber!

DANILO UND ZETA
Mit dem treuesten Blauängleinpaar,
ob sie schwarz oder rot oder blond sind gefärbt,
's ist egal, man wird doch gegerbt.

ALLE
Weiber, Weiber, Weiber, Weiber, ja!
Weiber, Weiber, Weiber, Weiber, ach!
Ja, das Studium der Weiber ist schwer,
nimmt uns Männer verteufelt auch her!
Niemals kennt doch an Seele und Leib
man das Weib -
Weib, Weib, Weib, Weib!
Mädchen zart, Gretchenart, blondes Haar,
mit dem treuesten Blauäugleinpaar!
Ob sie schwarz oder rot oder blond sind gefärbt,
's ist egal, man wird doch gegerbt.

DANILO UND ZETA
Ja, das Studium der Weiber ist schwer,
nimmt uns Männer verteufelt auch her.
Niemals kennt doch an Seele und Leib
man das Weib, Weib. Weib, Weib, Weib!

DIE ANDEREN
Weiber, Weiber, Weiber, Weiber, Weiber!
(Alle ausser Danilo ab . Hanna tritt auf.)

HANNA
Graf Danilo! - Mein tapferer Reitersmann!
Wenn Sie mich auch nicht lieben…

DANILO
Das is total ausgeschlossen!

HANNA
…dann werden Sie mir ehrlich raten, ob ich jenen
Menschen heiraten soll, den ich immer schon haben
wollte!

DANILO
Haben wollte…? Heiraten Sie doch was, wie, wo
und womit Sie wollen!

HANNA
Sie sind ja eifersüchtig!

DANILO
Jawohl! Aber nicht auf Sie, auf alle Frauen,
die mit Männern so herumtändeln…

HANNA
Acha, ja?

Nr. 10 Spielszene und Tanzduett
(Danilo kämpft mit sich, will sie ansprechen, wendet sich aber ab und geht in Richtung Pavillon.)

HANNA
So, wie die Dinge sich entwickeln, werde ich doch
einen Pariser heiraten.

DANILO
Armes Vaterland!

HANNA
Aber bevor ich wieder heirate,
möchte ich wenigstens einmal das wahre
Nachtleben in dieser Stadt kennenlernen.
Wo amüsiert man sich besten?

DANILO
Amüsieren kann man sich auf dem Ball der
pontevedrinischen Gesandtschaft!

HANNA
Mir steht der Sinn nach anderen Vergnügen!

DANILO
Mir auch, aber die heimatlichen Tänze haben auch
ihren Reiz…
Madame… Un kolo, la danse de notre patrie.
Allez!
(Sie tanzen den Kolo.)

HANNA
Ach!… Sehen Sie, jetzt würde ich zu meinem
Mann sagen: lieber Da…

DANILO
…nilo?

HANNA
Go…bert.

DANILO
Scheußlicher Name!

HANNA
Deswegen bin ich nicht in Paris.
Führ' mich woanders hin!

DANILO
Er führt sie zu Maxim,
dort ist er sehr intim …
Dort tanzen nur die entzückendsten, zweifelhaftesten,
verruchtesten Mädchen. Und würden Sie in den Saal
Sala de Baile entráis alguna dirá: Ay, una nueva
Griseta! La música se convierte en un dulce vals
juguetón, con la que uno con su ritmo de tres por all seiner Tugend vergißt.
(Sie tanzen.)

HANNA
Bei dieser Musik könnte man das letzte Viertel auch
noch vergessen… Das ist sehr gefährlich…
(Beide tanzen summend ab. Valencienne und Camille treten auf.)

VALENCIENNE
Nein, nein, nein!

CAMILLE
Geben Sie mir wenigstens ein Andenken,
Valencienne!

VALENCIENNE
Meinen Fächer? Nur diesem Satz muß ich noch
fertig schreiben!
Ich bin eine anständige… Frau…

CAMILLE
Jetzt hab' ich es auch noch schriflich!

Nr. 11 Duett und Romanze

VALENCIENNE
Mein Freund, Vernunft!

CAMILLE
Wie Sie mich quälen!

VALENCIENNE
Ich will's! Sie müssen sich vermählen!
Sie müssen heute noch mit Hanna sprechen!

CAMILLE
Nun gut, ich tu's…
doch wird das Herz mir brechen!

VALENCIENNE
Oh glauben Sie,
es fällt mir schwer,
auf Ihre Liebe zu verzichten,
doch muß ich mich,
so will's die Ehr',
streng nach der guten Sitte richten!

CAMILLE
Soll ich für immer dich verlieren?

VALENCIENNE
Sie wollen mich doch nicht kompromittieren?

CAMILLE
Das will ich nicht!
Das darf ich nicht!

VALENCIENNE
(drückt seinen Kopf an ihre Wange)
So ist es recht, so hab' ich dich lieb.

CAMILLE
Ich muß dich küssen!

VALENCIENNE
(wehrt ihn ab)
Sie machen mich böse!

CAMILLE
Vergib! Vergib, mein Lieb!
Wie eine Rosenknospe
im Maienlicht erblüht,
so ist in meinem Herzen
die Liebe aufgeglüht!
Das war ein selig Keimen,
von dem ich nichts geahnt,
ein wundersames Träumen,
das mich ans Glück gemahnt!
Und nun das Glück gekommen,
soll's wieder, wieder fort?
Das Maienlicht verglommen?
Die Knospe, sie verdorrt?
Ein jauchzend, jubelnd Singen
in meiner Seele schallt:
Es wird dich mir erringen
der Liebe Allgewalt.

VALENCIENNE
(streckt dir Arme nach ihm aus)
O Camille!

CAMILLE
Valencienne!
(will sie umarmen)

VALENCIENNE
Nein, sachte, sacht!
Du hast mich um den Verstand gebracht!

CAMILLE
Zum Abschied,
du Süße,
einen letzten Kuß!

VALENCIENNE
Doch nicht hier!

CAMILLE
Sieh dort den kleinen Pavillon,
er kann höchst diskret,
verschwiegen sein!
Oh dieser kleine Pavillon
plaudert nicht ein Wörtohen aus…
oh nein!
Dunkel uns umfängt!
Nimm, was Liebe uns schenkt!
Komm in den kleinen Pavillon,
komm zum süßen Rendezvous,
oh du!

VALENCIENNE
Ich seh' schon…
ich werd' hineingehen müssen!

CAMILLE
Komm in den kleinen Pavillon,
laß zum letztenmal dich küssen,
ach!

VALENCIENNE
Ist er verschwiegen?
Mir wird ganz schwach!

CAMILLE, VALENCIENNE
Dunkel uns umfängt!
Nimm, was Liebe uns schenkt!
Dort in dem dunklen Pavillon
strahlt uns hell der süßen Liebe Lohn!
(Wie sie in den Pavillon verschwinden, kommt Njegus,der ihnen nachschauf. Kurz darauf Zeta.)

NJEGUS
Ah, die Baronin und Herr Rosillon zusammen
im Pavillon…!

ZETA
Njegus!

NJEGUS
O weh, der Herr Baron!
(stellt sich wie schützend vor die Tür.)

ZETA
Nun, Njegus… es ist schon acht Uhr loco,
und der Graf is wieder nicht da! Also, öffnen Sie
den Pavillon und drehen Sie das elektrische Licht auf!

NJEGUS
Exzellenz - Exzellenz - mit Verlaub…

ZETA
Was ist los?

NJEGUS
Exzellenz! Es geht nicht. Es ist wer drinnen:
Rosillon mit einer Dame!

ZETA
Einer verheirateten? Jetzt haben wir sie!
Der Pavillon hat rückwärts noch eine Tür,
sperren Sie die sofort ab!

NJEGUS
Sehr wohl!
(begibt sich hinter den Pavillon)
Erst diese Dame herauslassen, dann eine
una
(Danilo tritt auf.)

DANILO
Excellenz, acht Uhr loco.

ZETA
Ach, lieber Graf!
Die Dame Rosillons ist entdeckt!

DANILO
Entdeckt? Wer ist sie?

ZETA
Ich werde durchs Schlüsselloch sehen!

DANILO
Exzellenz, das ist nicht sehr fein!

ZETA
Aber praktisch!
(Während Zeta durchs Schlüsselloch schaut, erscheint Njegus hinten am Pavillon. Er winkt nach rechts. Hanna kommt und flüstert mit ihm. Beide verschwinden hinter dem Pavillon.)

DANILO
Nun?

ZETA
Das ist ja! Nein! Doch! Meine Frau!
(Valencienne tritt rückwärts aus dem Pavillon und schleicht mit Njegus davon.)
Aufgemacht! Aufgemacht!

DANILO
Ha! Ha!

ZETA
Ha! Ha!

HANNA
Wir fragen, was man von uns will!

DANILO
Ha! Hanna und Camille!

ZETA
War ich denn blind? Ich seh genau…

DANILO
Ha! Hanna und Camille!
Mein ganzer Geist steht still.
Jetzt wird die Sache etwas flau!

ZETA
Wo ist denn meine Frau?
(Valencienne kommt harmlos von links, hinter ihr Njegus.)

VALENCIENNE
Du wünschest?

ZETA
Ich bin stumm und starr!

VALENCIENNE
Was ist gescheh'n? So sprich doch klar!

DANILO
Ha! Hanna und Camille!

CAMILLE
(zu Danilo)
So sei doch endlich still!

ZETA
Ich sah dort eine Dame kurz zuvor.
Ich guckte schnell durchs Schlüsselloch…

HANNA
Das war gerade nicht sehr fein!

DANILO
Aber praktisch doch!

ZETA
Ich hört' und traute meinen Ohren nicht…
(zu Camille)
Wie dieser Herr da ihr Liebe schwor!

HANNA
Die Dame, die war ich!

DANILO
(zu Hanna)
Ha! Hanna!

ZETA
Ich hätt' geschworen es wär' meine Frau!

HANNA
Mein lieber Camille, gesteh'n Sie's nur ein!

VALENCIENNE
Oh, dies zu hören, ist Rettung und Pein!

CAMILLE
Ach, dies zu sagen ist Rettung und Pein!

DANILO
Mich packt die Eifersucht,
fast könnte ich schrei'n!

ZETA
Ich kann's nicht glauben, oh nein, oh nein!

NJEGUS
Das arrangierte ich…
ganz schlau und ganz fein!

HANNA
Und war der Baron so indiskret,
zu lauschen und spähen beim Schlüsselloch,
(zu Camille)
so sagen Sie hier,
was drinnen Sie mir
gestanden, ich bitte, so sagen Sie's doch!
(Valencienne erschrickt, blickt eifersüchtig auf Camille. Hanna wechselt einen Blick mit Valencienne, die auf sie zukommt, und spricht mit ihr.Valencienne lächtelt verstehend.)

CAMILLE
Ich… soll es sagen?

DANILO
(für sich)
Und ich soll's ertragen?

CAMILLE
(zu Zeta)
Nun, Exzellenz, da ich… nicht anders kann -
was ich drin sagte - so hören Sie's an:

ZETA
Jetzt bin ich doch neugierig, was er mir
sagen wird.

CAMILLE
Wie eine Rosenknospe
im Maienlicht erblüht,
so ist in meinem Herzen
die Liebe aufgeglüht!
Das war ein selig Keimen,
von dem ich nichts geahnt,
ein wundersames Träumen,
das mich… ans Glück gemahnt!
Und nun das Glück gekommen,
soll's wieder, wieder fort?
Das Maienlicht verglommen?
Die Knospe, sie verdorrt?
Ein jauchzend, jubelnd Singen
in meiner Seele schallt:
Es wird dich mir erringen
der Liebe Allgewalt.

HANNA
Er glaubt ihm wirklich… Wort für Wort.
Und sein Verdacht, er ist schon fort!
Ah, lieber Graf, und du bleibst ganz kalt?
Was wetten wir, du redest bald!

VALENCIENNE
Ich… fasse nicht ein einzig Wort!
Ja, will er wirklich… von mir fort?
Sein Liebeslied ist kaum noch verhallt,
Er singt's vor ihr, wo mir allein dies Lied doch galt!
Ist sie dahin so rasch, der Liebe Allgewalt?

DANILO
Ich… höre wie verschwommen,
fasse auch nicht ein Wort!
Sie hat sich schön benommen!
Mir ist's nicht vergönnt, sie zu erringen!
Doch mich läßt's nicht kalt!
Will mich… zur Ruhe zwingen,
ich gehe, und das bald!

ZETA
Der Wahn ist mir nun ganz benommen.
Zu ihr ist er gewiß gekommen,
ich glaub' ihm Wort für Wort,
's war meine Frau nicht dort!
Wenn's meine Frau so triebe,
macht' ich ein Ende bald!
Bei solchen Dingen
bleib' ein andrer kalt!
(Die Gesellschaft tritt im Hintergrund auf.)

HANNA
Nun wissen Sie, meine Herrschaften, was sich
im dunklen Pavillon zugetragen hat.
Es gibt kein Zurück!
(sieht Danilo verstohlen an)
Jetzt kommt der Haupttrumpf!
(zur Gesellschaft)
Den Herrschaften hab' ich was zu erzählen…

CHOR
Nun was? Nun was?

HANNA
(sieht Danilo durchbohrend an)
Daß als Verlobte sich empfehlen:
Herr Rosillon.

CAMILLE
Was? Ich?

VALENCIENNE
O Gott!

DANILO
Ach, schön!

ZETA
Wie? Was?

HANNA
Und meine Wenigkeit!

CHOR
Ah, welche Neuigkeit!

VALENCIENNE
Bin starr!

CAMILLE
Bin starr!

DANILO
Bin starr!

ZETA
Bin starr!

HANNA
(auf Danilo blickend)
Die Wirkung ist ganz wunderbar!

CHOR
Wir gratulieren!
(Alle treten ein bißchen zurúck und scheinen die Verlobung besprechen.)

DANILO
Oh, ihr verfluchten Millionen!

ZETA
Oh, ihr verlor'nen Millionen!

CAMILLE
(leise zu Hanna)
Das geht doch nicht!
Da muß ich protestier'n!

HANNA
(leise zu Camille)
Dann werden Sie die Baronin blamieren!

ZETA
(zu Hanna)
Sie wollen wirklich?

VALENCIENNE
(zu Camille)
Wirklich…, wollen Sie?

HANNA
Warum denn nicht?

ZETA
Ich bin dagegen, und der Graf…

HANNA
(zu Danilo)
Sie euch?

DANILO
Oh nein!
Warum soll ich… dagegen sein?
Ich… gebe Ihnen meinen Segen!
Ich meine nur…

HANNA
Was meinen Sie?

DANILO
Verlieb' dich oft,
verlob dich selten,
heirate nie!
Die Ehe ist für mich… privat,
ich rede nur als Diplomat,
wahrhaftig nur ein Standpunkt,
der längst überwunden.
Ein Zweibund sollte stets sie sein,
doch bald stellt sich ein Dreibund ein,
der zählt oft bloß nach schwachen Stunden!
Vom europäischen Gleichgewicht,
wenn einer sich verehelicht,
von dem ist bald nichts mehr zu spüren.
Der Grund liegt meistens nur darin:
Es gibt Madam' zu sehr sich… hin,
der Politik der offnen Türen!

HANNA
Das ist doch unverschämt!

DANILO
Jawohl, ich schiId're nicht zu stark,
's ist etwas faul im Staate Dänemark!
(Hanna eilt nach hinten und kommt während der folgenden Einleitung cancanierend mach vorn.)

HANNA
Ein flotter Ehestend soll's sein:
ganz nach… Pariser Art!
Er sagt: "Madame", ich sag': "Monsieur"!
Ganz nach Pariser Art!
Wir lieben uns, wie sich's versteht,
ganz nach Pariser Art!
Wo jeder seine Wege geht:
Ganz nach Pariser Art!
Das hat Rrrrass
so, tral-la-la-la-la-la!
Macht mir Spaß
so, tral-la-la-la-la-la!
Und sollt' die Ehe anders sein,
denn spring' ich nicht hi… ,nein,
oh nein, oh nein, nein, nein, nein.
(Sie travesiert cancanierend mit Valencienne und wieder zurück. Die anderen fallen in den Tanz ein.)

SYLVANE, OLGA, PRASKOWIA, CAMILLE, ZETA, BODGANOWITSCH, KROMOW, PRITSCHITSCH, DAMEN UND HERREN
Des hat Rrrrasss'
so tral-la-la-la-la!
Macht ihr Spaß
so, tral-la-la-la-la!
Und sollt' die Ehe anders sein,
denn springt sie nicht hinein!
oh nein, oh… nein,

HANNA UND VALENCIENNE
La, la la, la! Nein.
Dann spring' ich/springt sie nicht hinein!
Nein!

VALENCIENNE
Ja, dieser Ehestend wird flott!

HANNA
Ganz nach… Pariser Art!

VALENCIENNE
(mit Blick auf Camille)
Der Mann zieht hü, die Frau zieht hoff!

HANNA
Ganz nach Pariser Art!

VALENCIENNE
Und keiner macht sich was daraus!

HANNA
Ganz nach Pariser Art!

VALENCIENNE
(zu Hanna)
Sie seh'n ganz scheidüngsfähig aus!

HANNA
Ganz nach Pariser Art!
Valencienne und Hanna
Das hat Rrrrass
so, tral-la-la-la-la-la!
Macht mir Spaß
so, tral-la-la-la-la-la!

SYLVANE, OLGA, PRASKOWIA, CAMILLE, ZETA, BODGANOWITSCH, KROMOW, PRITSCHITSCH, DAMEN UND HERREN
Das hat Rrrrass
so, tral-la-la-la-la-la!
Macht mir Spaß
so, tral-la-la-la-la-la!
(Alle, außer Danilo, tanzen.)

DANILO
(für sich)
In mir tobt es, in mir bebt es!
In mir zuckt es, in mir juckt es!
Halt's nicht aus!
Es muß heraus!
(Man hört auf zu tanzen.)
Aber nicht so wutentbrannt!
Aber nicht so wutentbrannt!
Ruhig, ruhig mit Verstand!
(zu Hanna)
Zu der Vermählung, schöne Frau,
gestatten Sie eine Erzählung.
(Valencienne geht zu Camille. Alle ziehen sich ganz zurück, so daß Hanna und Danilo total exponiert sind.)

HANNA
Gewiß, des ist ja interessant!
Seh'n Sie mich… an, ich bin schon sehr gespannt!
Also bitte!

DANILO
Also bitte!
Es waren zwei Königskinder…
ich glaube, sie hatten sich lieb.
Sie konnten zusammen nicht kommen,
wie dies einst ein Dichter beschrieb!
Der Prinz, der blieb aber verschlossen,
er hatte dafür seinen Grund.
Das hat die Prinzessin verdrossen,
warum er nicht auftat den Mund.
Da hat nun die Dame Prinzessin
getrieben ein grausames Spiel,
sie gab ihre Hand einem and'ren.
und das war dem Prinzen zu viel.
Du gnädige Dame Prinzessin,
du tatest daran gar nicht recht,
du bist auch nicht besser wie andere,
vom schwachen, koketten Geschlecht!
Doch glaubst du, dass ich mich drob kränke?
Haha! Da täuschest du dich…!
Im Traume ich nicht daran denke! -
Das sagte der Prinz, und nicht ich! -
Und weiter da sagte der Prinz noch:
(deutet auf Camille)
Da nimm ihn, der sei dir vergönnt!
Drauf ist er von dannen gegangen -
und das tu' ich auch…, Kompliment!
(will ab)

HANNA
Wohin denn, Graf, wohin?

DANILO
Wohin ich…?
Dort, wo ich… zu Hause bin!
(mit beissender Ironie)
Jetzt geh' ich zu Maxim,
dort bin ich sehr intim,
ich duze alle Damen,
ruf' sie beim Kosenamen:
Lolo, Dodo, Jou-jou,
Clo-clo, Margot, Frou-frou,
sie lassen mich vergessen,
was ich so bang empfand!
(ab)

HANNA
Allein liebt er mich…, nur allein!
Jetzt geht er in die Falle und…
Das hat Rrrrass
so, tral-la-la-la-la-la!
Macht mir Spaß
so, tral-la-la-la-la-la!
usw.

HANNA UND VALENCIENNE
(tanzend)
La, la la, la, la!

SYLVANE, OLGA, PRASKOWIA, CAMILLE, ZETA, BOGDANOWITSCH, KROMOW, PRITSCHITSCH, DAMEN UND HERREN
(tanzend)
Das hat Rrrrasss, usw.
最終更新:2022年07月22日 20:55