DRITTER AKT
(Wald mit einer Schenke.
Plumkett, Landleute)
Nr. 11 - Entre-Akt und Porterlied
▼PLUMKETT▲
Lasst mich euch fragen,
Könnt ihr mir sagen,
Was unserm Land,
Der Briten Strand
Die wahre Kraft schafft?
He?
Das ist das kräft'ge Elixier,
Das ist das säft'ge Porterbier,
Das stärkt John Bull im Nebeldampf
Zu Meer und Land beim Boxerkampf.
Ja!
Hurra dem Hopfen, hurra dem Malz,
Sie sind des Daseins Würz' und Salz.
Hurra! Tralala!
▼LANDLEUTE▲
Hurra!
▼PLUMKETT▲
Könnt ihr ergründen,
Soll ich euch künden,
Was unsre Brust Erfüllt mit Lust,
Bis froher Sang klang?
He?
Da ist der Braune hier im Krug,
Das hebt die Laune Zug für Zug,
Das ist das herbe, derbe Nass,
Das ist das Bier.
Ja!
Das gibt den Bass. Ha!
Hurra dem Hopfen, hurra dem Malz,
Sie sind des Daseins Würz' und Salz.
Hurra. Tralala!
▼LANDLEUTE▲
Hurra, hurra dem Porterbier!
(Fanfaren in der Ferne)
Nr. 12 - Chor und Jägerlied
▼LANDLEUTE▲
Horch, die Jagdfanfaren tönen.
▼PLUMKETT▲
Ja, heut' zieht die Königin
Selbst als mut'ge Jägerin
In den Wald mit ihren Schönen -
▼LANDLEUTE▲
Kommt doch, kommt, die Hörner schallen!
▼PLUMKETT▲
Na! So lauft! - Ich will erst zahlen.
(Alle ab.)
(Nancy und Hofdamen in Jagdkostümen treten auf.)
▼JÄGERINNEN▲
Auch wir Frau'n,
Wir kennen traun
Das Sassa Hussa!
Tralalala!
Bilden ohne Müh'
Zur Jagd uns früh!
Halali!
Die Herrn Jäger selbst sind das Wild,
Dem es gilt, listig gezielt;
Und die Augen blitzen als Geschoss
Feurig drauflos.
Bald sie scheuchen,
Dass sie weichen,
Bald sie hegen,
Treulos pflegen,
Bald sie hetzen
Zu den Netzen,
Bis in den Schlingen
Sie sich fingen,
Das ist so die Liebesjagd,
Die den Frauen stets behagt.
Trara, traratatata.
Jägerlied
▼NANCY▲
Jägerin,
Schlau im Sinn,
Zielet mit den Blicken,
Weiss in Eil'
Pfeil auf Pfeil
Aus dem Aug' zu schicken.
Ohne Ruh',
Immerzu,
Wacht sie unverdrossen,
Lauert schlau,
Zielt genau,
Bis das Wild geschossen.
Amor, das verschmitzte Kind,
Trug den Pfeil wie der Wind.
Amor trug den Pfeil geschwind
Wie der Wind.
▼JÄGERINNEN▲
Ja, Amor, das verschmitzte Kind,
Es trug den Pfeil geschwind, geschwind.
Ja, Amor trug den Pfeil geschwind,
wie der Wind.
▼NANCY▲
Süsser der Schmerz
Traf das Herz
Mit dem goldnen Pfeile.
Jetzt geschwind
Balsam lind,
Dass die Wunde heile.
Seht, ein Blick
Bringt zurück,
Was ein Blick genommen.
Kraft und Glut,
Lebensmut
Sind aufs neu gekommen.
Amor, das verschmitzte Kind,
Lud nur blind, lud nur blind!
Amor, das verschmitzte Kind … (usw.)
▼JÄGERINNEN▲
Ja, Amor, das verschmitzte Kind,
Es lud nur blind, es lud nur blind!
(Plumkett tritt aus der Schenke.)
▼PLUMKETT▲
Blitz! Die wilde Jagd! Fürwahr,
Gerne zähmt' ich mir ein paar.
▼NANCY▲
(für sich)
Wo mag nur die Herrin weilen?
Ach, sie flieht der Freude Reih'n,
Keine Freude will sie teilen
Seit an jenem Unglückstage
Sie ihn sah …
(Plumkett gewahrend)
He! Gut Freund! Sage
Er uns doch …
(Sie erkennt ihn und erschrickt.)
Mein Gott!
▼PLUMKETT▲
Potz Blitz: Julia mit Jagdgeschütz?
▼NANCY▲
(sich fassend)
Guter Freund!
▼PLUMKETT▲
Dein Freund? Mitnichten!
Der Herr Richter soll dich richten
Wart, ich will dich durchgehen lehren.
▼NANCY▲
Ihr seid toll!
▼PLUMKETT▲
Hier hilft kein Wehren. Fort nach Hause!
▼NANCY▲
Helft! Herbei!
▼PLUMKETT▲
Lose Magd!
▼NANCY▲
Verwegener Mann!
Jägerinnen zielt! Legt an!
Zielt auf ihn, die Jagd ist frei!
▼NANCY UND JÄGERINNEN▲
(die Speere zückend)
An dem Frechen
Lasst uns rächen,
Er ist das Wild,
Dem es hier gilt!
Ihn zu jagen,
Ihn zu plagen,
Sei unser Ziel,
Sei unser Spiel.
▼PLUMKETT▲
Alle Tausend!
Das wird grausend!
Wie die scharfen Waffen blitzen!
Ihre Speere
Fühl', auf Ehre,
Ich schon tief im Herzen sitzen.
Das ist eine Teufelsjagd,
Ei, da bleib', wem es behagt.
(Er läuft fort. Nancy und die Jägerinnen folgen ihm. Lyonel kommt, sinnend Marthas Strauss betrachtend.)
▼LYONEL▲
"Drum pflück' ich, o Rose,
Vom Stamme dich ab
Sollst ruhn mir am Herzen
Und mit mir im Grab."
Wo war ich? Ach, bei ihr!
Nur stets ihr Bild allein,
Das mir vor Augen strahlt
Mit lockend hellem Schein,
Das mir die Brust erfüllt,
Mich tötet und belebt,
Zur offnen Gruft mich zieht
Und hoch zum Himmel hebt.
Nr. 13 - Arie
▼LYONEL▲
Ach, so fromm, ach, so traut
Hat mein Auge sie erschaut.
Ach so mild und so rein
Drang ihr Bild ins Herz mir ein.
Banger Gram, eh' sie kam,
Hat die Zukunft mir umhüllt,
Doch mir ihr blühte mir
Neues Dasein lusterfüllt.
Weh, es schwand,
Was ich fand,
Ach, mein Glück erschaut' ich kaum.
Bin erwacht, und die Nacht
Raubte mir den süssen Traum.
Ach so fromm, ach so traut … usw.
Martha! Martha! Du entschwandest,
Und mein Glück nahmst du mit dir;
Gib mir wieder, was du fandest,
Oder teile es mit mir.
Nr. 14 - Szene und Finale
(Lady, Sir Tristan im Hintergrunde, Lyonel abgewendet)
▼TRISTAN▲
Die Herrin rastet dort.
Weshalb entfernt Ihr Euch
Von der Monarchin?
▼LADY▲
Um allein zu sein!
▼TRISTAN▲
(zärtlich)
Mit mir?
▼LADY▲
Mit Euch? Je nun!
Es gilt mir gleich!
Seid ihr, Mylord, mit mir,
Fühl' ich mich ganz allein.
▼TRISTAN▲
Stets traurig!
▼LADY▲
Geht denn
Und fliehet meine Nähe!
▼TRISTAN▲
Nicht doch! Im Wald allein …
▼LADY▲
So will ich's. Geht!
▼TRISTAN▲
Wie ihr befehlet!
(Er entfernt sich.)
Lied
▼LADY▲
Hier in stillen Schattengründen,
In dem einsam trauten Hain,
Hier darf frei das Herz sich künden,
Sein Verlangen, seine Pein.
▼LYONEL▲
(emporschreckend)
Diese Stimme! - Ha! Was seh' ich!
Eine Dame …
▼LADY▲
(ihn erkennend)
Götter! Er!
▼LYONEL▲
(ausser sich)
Martha! Martha!
▼LADY▲
(für sich)
Wie entgeh' ich dieser Angst?
▼LYONEL▲
Du kamst her? Habe Dank, ich seh' dich wieder!
Ja! Du bist's, die mir entschwand.
▼LADY▲
Fassung!
▼LYONEL▲
Blickst so stolz hernieder? Hat mein Herz dich doch erkannt?
▼LADY▲
Mich erkannt? Ihr irrt!
▼LYONEL▲
Oh, nimmer
Schwand dein Bild aus meiner Brust.
Nein, mich täuscht nicht dieser Schimmer -
Du bist's! Du! Mir ist's bewusst!
▼LADY▲
Tor, Ihr träumt!
▼LYONEL▲
Ha, wär' es Träumen,
Das Umstrahlet meinen Blick!
Wohl denn, Martha, ohne Säumen
Fasse ich mein kurzes Glück.
▼LADY▲
Fort! Hinweg
▼LYONEL▲
Nein! Nein! Ich träume!
Träumend halt' ich deine Hand,
(kniend)
Küss im süssen Wahn die Säume
Von dem glänzenden Gewand.
▼LADY▲
Ha! Vermess'ner, schon zu lange
Hört' ich, was dein Irrsinn spricht.
▼LYONEL▲
Nein! Ich sprach aus Herzensdrange.
▼LADY▲
Frecher Knecht, ich kenn' dich nicht.
▼LYONEL▲
Knecht! Verwegne! Dein Gebieter bin ich,
Dein Herr, dem du zugesagt!
War ich mild und schwach als Hüter,
Jetzt erzittre , niedre Magd!
▼LADY▲
(in höchster Angst)
Tristan! Tristan!
(Lord Tristan kommt herbeigeeilt, später die ganze Hofgesellschaft.)
▼TRISTAN▲
Was begehrt Ihr?
▼LADY▲
Hilfe! Rettet!
▼TRISTAN▲
Ha, wer wagt?
▼LYONEL▲
Ich, ihr Herr!
Vergebens wehrt Ihr meinem Recht!
Mein ist die Magd!
▼TRISTAN▲
Ha, der Frechheit ohnegleichen,
Deinen Frevel lohn' ich dir!
Strafe soll dich, Tor, erreichen,
Her, ihr Leute, her zu mir!
▼HOFGESELLSCHAFT▲
Weich ein Lärmen ohnegleichen
In der Fürstin Jagdrevier?
Strafe soll den Tor erreichen,
Stört er unsre Freude hier.
▼LADY▲
Ha! Der Folter ohnegleichen,
Hart straft sich mein Leichtsinn hier!
Spott und Hohn wird mich erreichen!
Weh mir Armen, wehe mir!
▼LYONEL▲
Ha! Der Frechheit ohnegleichen,
Ich erkenn' euch, Gaukler, ihr.
Eurem Truge sollt' ich weichen?
Keine Macht entreisst sie mir!
(Plumkett kommt, dann erscheint auch Nancy mit dem Jagdgefolge.)
▼PLUMKETT▲
Sprich, was gibt's?
Was ist geschehn?
▼LYONEL▲
Hilf mir, Freund!
▼NANCY▲
Was geht hier vor?
▼LYONEL▲
(Nancy erblickend)
Ha, auch sie!
▼PLUMKETT▲
Wieder sie!
▼NANCY▲
(auf die Lady zueilend)
Was muss ich sehn, Lady?
▼LYONEL▲
(betroffen)
Lady?! Oh, ich Tor!
Nur ein Spiel, was sie getrieben,
Nur ein sündhaft' Gaukelspiel
Ihre Zaubermacht zu üben,
Oh, zu viel der Schmach, zu viel!
▼TRISTAN▲
Diesen Wahnbetörten bindet!
▼LYONEL▲
Binden mich?
▼PLUMKETT▲
Binden ihn?
▼LADY UND NANCY▲
O herbe Pein!
▼LYONEL▲
Hört erst, was mein Wort verkündet:
Diese kam …
▼LADY▲
Um Gott! Halt ein!
▼NANCY▲
Halt ein!
▼LYONEL …▲
Zu betören meinen Sinn,
In mein Haus als Dienerin!
▼ALLE▲
Wie?
▼LADY▲
Dieser Mann verdient Erbarmen,
Mitleid sei uns heil'ge Pflicht.
Milde Haft vergönnt dem Armen,
Wahnsinn ist's, was aus ihm spricht.
▼ALLE▲
Wahnsinn!
▼LYONEL▲
Oh, des Frevels!
▼NANCY▲
Ach, der Arme!
▼PLUMKETT▲
Hört auch mich!
▼TRISTAN▲
Zurück mit jenem!
▼LYONEL▲
Mag der Himmel Euch vergeben,
Was Ihr an mir Armen tut.
Euer Spiel zerstört mein Leben
Brach mein Herz in Übermut.
All mein Träumen, all mein Hoffen
Schwand in trüber Zukunft Nacht.
Todesschmerz hat mich getroffen.
Dank Euch, Dank, die es vollbracht!
▼LADY, NANCY UND PLUMKETT▲
Kann der Himmel mir/ ihr vergeben,
Was ich / sie tat im Übermut?
Ich / sie vernichtete ein Leben
Mir / ihr geweiht in treuer Glut!
▼LADY▲
Todesschmerz hat ihn getroffen,
Wehe mir, die es vollbracht.
▼LYONEL▲
Mag der Himmel Euch vergeben,
Was Ihr an mir Armen tut.
▼TRISTAN▲
Hat sich endlich ihr ergeben,
Wie sich straft der Ubermut?
Ihren Ruf so preiszugeben,
Ha, kaum zähm' ich meine Wut!
▼HOFGESELLSCHAFT▲
Was nur hat sich hier begeben?
Straft des Knechtes Übermut,
Der mit sinnlos wüstem Streben
Stört das Fest in blinder Wut.
Ja, des Knechtes Übermut
Stört das Fest in blinder Wut.
Wehe ihm!
(Jagdfanfaren)
▼ALLE▲
Es tönt der Ruf zur Königin!
▼LYONEL▲
(wie von einem plötzlichen Gedanken ergriffen)
Zur Königin!
(zu Plumkett)
Nimm den Ring! - Sie wird mich wahren,
Wie der Vater einst versprach,
Wird mich schützen vor Gefahren,
Mich erretten aus der Schmach!
▼JÄGER UND JÄGERINNEN▲
Keck und munter,
Flink hinunter,
Fort in das Tal,
Folget dem Schall!
Hört, ihr Scharen,
Die Fanfaren,
Fröhlich erschallt
Waidruf im Wald.
Folget den Spuren
Auf den Fluren,
Hin durch Felder
In die Wälder!
Aus den Büschen,
Aus den Hecken
Lasst das bange Reh uns schrecken,
Unermüdet, unverzagt,
Feiert unsrer Fürstin Jagd.
▼LADY, NANCY, LYONEL, PLUMKETT▲
Weh dem /mir Armen, kein Erbarmen,
Schmach und Grauen
Muss er / ich schauen.
Weh dem Armen!
▼JÄGER, JÄGERINNEN▲
Trara trara!
(Alles entfernt sich. Lyonel wird abgeführt, Plumkett eilt davon, um die Königin aufzusuchen.)
DRITTER AKT
Wald mit einer Schenke.
Plumkett, Landleute
Nr. 11 - Entre-Akt und Porterlied
PLUMKETT
Lasst mich euch fragen,
Könnt ihr mir sagen,
Was unserm Land,
Der Briten Strand
Die wahre Kraft schafft?
He?
Das ist das kräft'ge Elixier,
Das ist das säft'ge Porterbier,
Das stärkt John Bull im Nebeldampf
Zu Meer und Land beim Boxerkampf.
Ja!
Hurra dem Hopfen, hurra dem Malz,
Sie sind des Daseins Würz' und Salz.
Hurra! Tralala!
LANDLEUTE
Hurra!
PLUMKETT
Könnt ihr ergründen,
Soll ich euch künden,
Was unsre Brust Erfüllt mit Lust,
Bis froher Sang klang?
He?
Da ist der Braune hier im Krug,
Das hebt die Laune Zug für Zug,
Das ist das herbe, derbe Nass,
Das ist das Bier.
Ja!
Das gibt den Bass. Ha!
Hurra dem Hopfen, hurra dem Malz,
Sie sind des Daseins Würz' und Salz.
Hurra. Tralala!
LANDLEUTE
Hurra, hurra dem Porterbier!
Fanfaren in der Ferne
Nr. 12 - Chor und Jägerlied
LANDLEUTE
Horch, die Jagdfanfaren tönen.
PLUMKETT
Ja, heut' zieht die Königin
Selbst als mut'ge Jägerin
In den Wald mit ihren Schönen -
LANDLEUTE
Kommt doch, kommt, die Hörner schallen!
PLUMKETT
Na! So lauft! - Ich will erst zahlen.
Alle ab.
Nancy und Hofdamen in Jagdkostümen treten auf.
JÄGERINNEN
Auch wir Frau'n,
Wir kennen traun
Das Sassa Hussa!
Tralalala!
Bilden ohne Müh'
Zur Jagd uns früh!
Halali!
Die Herrn Jäger selbst sind das Wild,
Dem es gilt, listig gezielt;
Und die Augen blitzen als Geschoss
Feurig drauflos.
Bald sie scheuchen,
Dass sie weichen,
Bald sie hegen,
Treulos pflegen,
Bald sie hetzen
Zu den Netzen,
Bis in den Schlingen
Sie sich fingen,
Das ist so die Liebesjagd,
Die den Frauen stets behagt.
Trara, traratatata.
Jägerlied
NANCY
Jägerin,
Schlau im Sinn,
Zielet mit den Blicken,
Weiss in Eil'
Pfeil auf Pfeil
Aus dem Aug' zu schicken.
Ohne Ruh',
Immerzu,
Wacht sie unverdrossen,
Lauert schlau,
Zielt genau,
Bis das Wild geschossen.
Amor, das verschmitzte Kind,
Trug den Pfeil wie der Wind.
Amor trug den Pfeil geschwind
Wie der Wind.
JÄGERINNEN
Ja, Amor, das verschmitzte Kind,
Es trug den Pfeil geschwind, geschwind.
Ja, Amor trug den Pfeil geschwind,
wie der Wind.
NANCY
Süsser der Schmerz
Traf das Herz
Mit dem goldnen Pfeile.
Jetzt geschwind
Balsam lind,
Dass die Wunde heile.
Seht, ein Blick
Bringt zurück,
Was ein Blick genommen.
Kraft und Glut,
Lebensmut
Sind aufs neu gekommen.
Amor, das verschmitzte Kind,
Lud nur blind, lud nur blind!
Amor, das verschmitzte Kind … usw.
JÄGERINNEN
Ja, Amor, das verschmitzte Kind,
Es lud nur blind, es lud nur blind!
Plumkett tritt aus der Schenke.
PLUMKETT
Blitz! Die wilde Jagd! Fürwahr,
Gerne zähmt' ich mir ein paar.
NANCY
für sich
Wo mag nur die Herrin weilen?
Ach, sie flieht der Freude Reih'n,
Keine Freude will sie teilen
Seit an jenem Unglückstage
Sie ihn sah …
Plumkett gewahrend
He! Gut Freund! Sage
Er uns doch …
Sie erkennt ihn und erschrickt.
Mein Gott!
PLUMKETT
Potz Blitz: Julia mit Jagdgeschütz?
NANCY
sich fassend
Guter Freund!
PLUMKETT
Dein Freund? Mitnichten!
Der Herr Richter soll dich richten
Wart, ich will dich durchgehen lehren.
NANCY
Ihr seid toll!
PLUMKETT
Hier hilft kein Wehren. Fort nach Hause!
NANCY
Helft! Herbei!
PLUMKETT
Lose Magd!
NANCY
Verwegener Mann!
Jägerinnen zielt! Legt an!
Zielt auf ihn, die Jagd ist frei!
NANCY UND JÄGERINNEN
die Speere zückend
An dem Frechen
Lasst uns rächen,
Er ist das Wild,
Dem es hier gilt!
Ihn zu jagen,
Ihn zu plagen,
Sei unser Ziel,
Sei unser Spiel.
PLUMKETT
Alle Tausend!
Das wird grausend!
Wie die scharfen Waffen blitzen!
Ihre Speere
Fühl', auf Ehre,
Ich schon tief im Herzen sitzen.
Das ist eine Teufelsjagd,
Ei, da bleib', wem es behagt.
Er läuft fort. Nancy und die Jägerinnen folgen ihm. Lyonel kommt, sinnend Marthas Strauss betrachtend.
LYONEL
"Drum pflück' ich, o Rose,
Vom Stamme dich ab
Sollst ruhn mir am Herzen
Und mit mir im Grab."
Wo war ich? Ach, bei ihr!
Nur stets ihr Bild allein,
Das mir vor Augen strahlt
Mit lockend hellem Schein,
Das mir die Brust erfüllt,
Mich tötet und belebt,
Zur offnen Gruft mich zieht
Und hoch zum Himmel hebt.
Nr. 13 - Arie
LYONEL
Ach, so fromm, ach, so traut
Hat mein Auge sie erschaut.
Ach so mild und so rein
Drang ihr Bild ins Herz mir ein.
Banger Gram, eh' sie kam,
Hat die Zukunft mir umhüllt,
Doch mir ihr blühte mir
Neues Dasein lusterfüllt.
Weh, es schwand,
Was ich fand,
Ach, mein Glück erschaut' ich kaum.
Bin erwacht, und die Nacht
Raubte mir den süssen Traum.
Ach so fromm, ach so traut … usw.
Martha! Martha! Du entschwandest,
Und mein Glück nahmst du mit dir;
Gib mir wieder, was du fandest,
Oder teile es mit mir.
Nr. 14 - Szene und Finale
Lady, Sir Tristan im Hintergrunde, Lyonel abgewendet
TRISTAN
Die Herrin rastet dort.
Weshalb entfernt Ihr Euch
Von der Monarchin?
LADY
Um allein zu sein!
TRISTAN
zärtlich
Mit mir?
LADY
Mit Euch? Je nun!
Es gilt mir gleich!
Seid ihr, Mylord, mit mir,
Fühl' ich mich ganz allein.
TRISTAN
Stets traurig!
LADY
Geht denn
Und fliehet meine Nähe!
TRISTAN
Nicht doch! Im Wald allein …
LADY
So will ich's. Geht!
TRISTAN
Wie ihr befehlet!
Er entfernt sich.
Lied
LADY
Hier in stillen Schattengründen,
In dem einsam trauten Hain,
Hier darf frei das Herz sich künden,
Sein Verlangen, seine Pein.
LYONEL
emporschreckend
Diese Stimme! - Ha! Was seh' ich!
Eine Dame …
LADY
ihn erkennend
Götter! Er!
LYONEL
ausser sich
Martha! Martha!
LADY
für sich
Wie entgeh' ich dieser Angst?
LYONEL
Du kamst her? Habe Dank, ich seh' dich wieder!
Ja! Du bist's, die mir entschwand.
LADY
Fassung!
LYONEL
Blickst so stolz hernieder? Hat mein Herz dich doch erkannt?
LADY
Mich erkannt? Ihr irrt!
LYONEL
Oh, nimmer
Schwand dein Bild aus meiner Brust.
Nein, mich täuscht nicht dieser Schimmer -
Du bist's! Du! Mir ist's bewusst!
LADY
Tor, Ihr träumt!
LYONEL
Ha, wär' es Träumen,
Das Umstrahlet meinen Blick!
Wohl denn, Martha, ohne Säumen
Fasse ich mein kurzes Glück.
LADY
Fort! Hinweg
LYONEL
Nein! Nein! Ich träume!
Träumend halt' ich deine Hand,
kniend
Küss im süssen Wahn die Säume
Von dem glänzenden Gewand.
LADY
Ha! Vermess'ner, schon zu lange
Hört' ich, was dein Irrsinn spricht.
LYONEL
Nein! Ich sprach aus Herzensdrange.
LADY
Frecher Knecht, ich kenn' dich nicht.
LYONEL
Knecht! Verwegne! Dein Gebieter bin ich,
Dein Herr, dem du zugesagt!
War ich mild und schwach als Hüter,
Jetzt erzittre , niedre Magd!
LADY
in höchster Angst
Tristan! Tristan!
Lord Tristan kommt herbeigeeilt, später die ganze Hofgesellschaft.
TRISTAN
Was begehrt Ihr?
LADY
Hilfe! Rettet!
TRISTAN
Ha, wer wagt?
LYONEL
Ich, ihr Herr!
Vergebens wehrt Ihr meinem Recht!
Mein ist die Magd!
TRISTAN
Ha, der Frechheit ohnegleichen,
Deinen Frevel lohn' ich dir!
Strafe soll dich, Tor, erreichen,
Her, ihr Leute, her zu mir!
HOFGESELLSCHAFT
Weich ein Lärmen ohnegleichen
In der Fürstin Jagdrevier?
Strafe soll den Tor erreichen,
Stört er unsre Freude hier.
LADY
Ha! Der Folter ohnegleichen,
Hart straft sich mein Leichtsinn hier!
Spott und Hohn wird mich erreichen!
Weh mir Armen, wehe mir!
LYONEL
Ha! Der Frechheit ohnegleichen,
Ich erkenn' euch, Gaukler, ihr.
Eurem Truge sollt' ich weichen?
Keine Macht entreisst sie mir!
Plumkett kommt, dann erscheint auch Nancy mit dem Jagdgefolge.
PLUMKETT
Sprich, was gibt's?
Was ist geschehn?
LYONEL
Hilf mir, Freund!
NANCY
Was geht hier vor?
LYONEL
Nancy erblickend
Ha, auch sie!
PLUMKETT
Wieder sie!
NANCY
auf die Lady zueilend
Was muss ich sehn, Lady?
LYONEL
betroffen
Lady?! Oh, ich Tor!
Nur ein Spiel, was sie getrieben,
Nur ein sündhaft' Gaukelspiel
Ihre Zaubermacht zu üben,
Oh, zu viel der Schmach, zu viel!
TRISTAN
Diesen Wahnbetörten bindet!
LYONEL
Binden mich?
PLUMKETT
Binden ihn?
LADY UND NANCY
O herbe Pein!
LYONEL
Hört erst, was mein Wort verkündet:
Diese kam …
LADY
Um Gott! Halt ein!
NANCY
Halt ein!
LYONEL …
Zu betören meinen Sinn,
In mein Haus als Dienerin!
ALLE
Wie?
LADY
Dieser Mann verdient Erbarmen,
Mitleid sei uns heil'ge Pflicht.
Milde Haft vergönnt dem Armen,
Wahnsinn ist's, was aus ihm spricht.
ALLE
Wahnsinn!
LYONEL
Oh, des Frevels!
NANCY
Ach, der Arme!
PLUMKETT
Hört auch mich!
TRISTAN
Zurück mit jenem!
LYONEL
Mag der Himmel Euch vergeben,
Was Ihr an mir Armen tut.
Euer Spiel zerstört mein Leben
Brach mein Herz in Übermut.
All mein Träumen, all mein Hoffen
Schwand in trüber Zukunft Nacht.
Todesschmerz hat mich getroffen.
Dank Euch, Dank, die es vollbracht!
LADY, NANCY UND PLUMKETT
Kann der Himmel mir/ ihr vergeben,
Was ich / sie tat im Übermut?
Ich / sie vernichtete ein Leben
Mir / ihr geweiht in treuer Glut!
LADY
Todesschmerz hat ihn getroffen,
Wehe mir, die es vollbracht.
LYONEL
Mag der Himmel Euch vergeben,
Was Ihr an mir Armen tut.
TRISTAN
Hat sich endlich ihr ergeben,
Wie sich straft der Ubermut?
Ihren Ruf so preiszugeben,
Ha, kaum zähm' ich meine Wut!
HOFGESELLSCHAFT
Was nur hat sich hier begeben?
Straft des Knechtes Übermut,
Der mit sinnlos wüstem Streben
Stört das Fest in blinder Wut.
Ja, des Knechtes Übermut
Stört das Fest in blinder Wut.
Wehe ihm!
Jagdfanfaren
ALLE
Es tönt der Ruf zur Königin!
LYONEL
wie von einem plötzlichen Gedanken ergriffen
Zur Königin!
zu Plumkett
Nimm den Ring! - Sie wird mich wahren,
Wie der Vater einst versprach,
Wird mich schützen vor Gefahren,
Mich erretten aus der Schmach!
JÄGER UND JÄGERINNEN
Keck und munter,
Flink hinunter,
Fort in das Tal,
Folget dem Schall!
Hört, ihr Scharen,
Die Fanfaren,
Fröhlich erschallt
Waidruf im Wald.
Folget den Spuren
Auf den Fluren,
Hin durch Felder
In die Wälder!
Aus den Büschen,
Aus den Hecken
Lasst das bange Reh uns schrecken,
Unermüdet, unverzagt,
Feiert unsrer Fürstin Jagd.
LADY, NANCY, LYONEL, PLUMKETT
Weh dem /mir Armen, kein Erbarmen,
Schmach und Grauen
Muss er / ich schauen.
Weh dem Armen!
JÄGER, JÄGERINNEN
Trara trara!
Alles entfernt sich. Lyonel wird abgeführt, Plumkett eilt davon, um die Königin aufzusuchen.