ZWEITER AKT
Gartensalon beim Prinzen Orlofsky
CHOR
Ein Souper heut' uns winkt,
wie noch gar keins dagewesen;
delikat, auserlesen
immer hier man speist und trinkt,
Alles was mit Glanz die Räume füllt,
Erscheint uns wie ein Traumgebild'!
Wie in einen Zauberkreis gebannt,
ruft alles: Ha, charmant,
ja charmant, amüsant,
ja charmant, amüsant – amüsant!
Ein Souper heut' uns winkt,
wie noch gar keins dagewesen;
delikat, auserlesen
immer hier man speist und trinkt,
1. DIENER
Gefror'nes?
MELANIE
Mir ein wenig her.
2. DIENER
Limonade?
FAUSTINE
Hier, ich bitte sehr!
3. DIENER
Konfitüren?
FELICITÀ
Hier.
4. DIENER
Schokolade?
MINNIE
Mir!
HERMINE
Mir eine Tasse Tee!
NATALIE
Ich bitte um Kaffee.
4. DIENER
Sogleich! Sogleich!
CHORUS
Hier ein Tee!
Hier Kaffee!
ALLE
Wie fliehen schnell die Stunden fort,
die Zeit wird sicher keinem lang,
es heißt ja hier das Losungswort:
Amüsement, Amüsement,
Amüsement, nur Amüsement!
es heißt ja hier das Losungswort:
Amüsement, Amüsement,
Amüsement, nur Amüsement!
Amüsement! Amüsement!
ORLOFSKY
Amüsement! Amüsement!
Ich langweile mich, mein lieber Doktor Falke;
ich kann kaum mehr lachen;
meine Millionen sind mein Unglück.
FALKE
Na, das Unglück möcht' ich gern mit Ihnen teilen, Durchlaucht, haha!
ORLOFSKY
Meinen Sie, daß ich heute lachen werde?
FALKE
Ich hoffe es, Durchlaucht; und ich war bemüht,
einen kleinen dramatischen Scherz vorzubereiten!
ORLOFSKY
So! Wie heißt das Stück?
FALKE
Die Rache einer Fledermaus!
Da ist bereits eine der handelnden Personen!
(Mein Briefchen hat also gewirkt!)
Ziehen wir uns etwas zurück, Durchlaucht?
IDA
zu Adele
Ich kann nicht genug staunen, dich hier zu finden, Adele;
sag' mir nur, wer dich eingeladen hat?
ADELE
Na, du hast mir doch selber g'schrieben, ich möchte mich frei machen und in grande parure in der Villa Orlofsky erscheinen!
IDA
I wass von gar nix! Du, sicher hat sich jemand an Spaß gemacht!
ADELE
Was! Ich lasse 'ne alte Tante sterbenskrank werden,
erjammere mir an Ausgang,
borge mir heimlich ein Kleid von meiner Gnädigen –
und jetzt soll alles ein Spaß sein?
IDA
Na, du schaust ja nicht übel aus;
niemand kennt dich hier;
ich will es halt wagen, dich als Künstlerin vorzustellen!
ORLOFSKY
Meine Damen, ich begrüße Sie!
IDA
leise, zu Adele
Du, das ist der Prinz! Spiel' deine Rolle gut!
ADELE
Ich werde mir alle Mühe geben!
IDA
zu Orlofsky
Gestatten, Durchlaucht, Fräulein Olga;
mein Fräulein Schwester … sie ist auch Künstlerin!
ORLOFSKY
Oh, ich liebe Künstlerinnen!
FALKE
Unsere Gesellschaft amüsiert sich bereits beim Spiele;
wollen Durchlaucht nicht teilnehmen?
ORLOFSKY
Sie, meine Damen, haben vielleicht die Güte,
mit dem Inhalt dieser Brieftasche mein Glück auf die Probe zu stellen.
IDA
Aber, aber mit Vergnügen, Durchlaucht.
Komm, Olga.
ADELE
Ja.
IDA
zu Adele
No, is dös net a reizendes Bürscherl?
ab
ORLOFSKY
Nun erklären Sie, Doktor!
FALKE
Vorläufig nur das eine:
Diese Olga ist das Kammermädchen unseres Helden!
Und da kommt auch schon der Held des Stückes!
Ich habe ihn für heute zu einem „Marquis Renard“ gemacht!
Und ohne daß er es ahnt, auch seine Frau hierhergebeten!
EISENSTEIN
tritt ein
Du siehst, lieber Falke, ich habe mich beeilt.
Wer ist der hübsche Kerl?
FALKE
zu Eisenstein
Unser Gastgeber, Prinz Alexander Orlofsky!
ORLOFSKY
Herr Marquis, ich heiße Sie herzlich willkommen,
ich hoffe, Sie werden sich bei mir gut amüsieren …
EISENSTEIN
Oh danke, Durchlaucht!
ORLOFSKY
Ich muß Sie vor allen Dingen
mit meinen nationalen Eigentümlichkeiten bekannt machen!
Ich lade gern mir Gäste ein,
man lebt bei mir recht fein,
man unterhält sich, wie man mag,
oft bis zum hellen Tag!
Zwar langweil' ich mich stets dabei,
was man auch treibt und spricht;
indes, was mir als Wirt steht frei,
duld' ich bei Gästen nicht!
Und sehe ich, es ennuyiert
sich jemand hier bei mir,
so pack' ich ihn ganz ungeniert,
werf' ihn hinaus zur Tür.
Und fragen Sie – ich bitte,
warum ich das denn tu'?
's ist mal bei mir so Sitte,
chacun à son goût!
EISENSTEIN
Das ist ein echt russisches Mittel!
ORLOFSKY
Wenn ich mit andern sitz' beim Wein
und Flasch' um Flasche leer',
muß jeder mit mir durstig sein,
sonst werde grob ich sehr.
Und schenke Glas um Glas ich ein,
duld' ich nicht Widerspruch;
nicht leiden kann ich's, wenn Sie schrein:
Ich will nicht, hab' genug!
Wer mir beim Trinken nicht pariert,
sich zieret wie ein Tropf,
dem werfe ich ganz ungeniert
die Flasche an den Kopf.
Und fragen Sie, ich bitte,
warum ich das denn tu'?
's ist mal bei mir so Sitte,
chacun à son goût!
EISENSTEIN
Das sind allerdings nationale Eigentümlicheiten,
die man beachten muß!
ORLOFSKY
Aber heute möchte ich herzlich lachen, lieber Marquis, über Sie!
EISENSTEIN
Wieso über mich?
ORLOFSKY
Doktor Falke hat es mir versprochen!
IDA
kommt mit Adele zurück
Mein Prinz, ich geb' Ihnen Ihre Brieftasche zurück,
sie ist leer.
ADELE
Wir haben alles verloren!
EISENSTEIN
Ja, aber das ist doch Adele …
ADELE
erblickt Eisenstein
Da gnä' Herr …
FALKE
zu Eisenstein
Darf ich bekannt machen?
Fräulein Olga – Herr Marquis Renard!
EISENSTEIN
Olga heißen Sie …?
ORLOFSKY
Marquis, Sie machen so ein verdutztes Gesicht.
Falke hat recht, ich werde lachen! Cha, cha.
EISENSTEIN
Wieso? Ich glaubte nur eine Ähnlichkeit …
ADELE
Mit wem, mein Herr?
EISENSTEIN
Mit … mit einem Stubenmädchen …
ADELE
Ich, ein Stubenmädchen? Ha!
ORLOFSKY
Ach, meine Herren und Damen,
hier gibt es einen Spaß!
FALKE
Zur rechten Zeit Sie kamen!
CHOR
Was gibt's? Was gibt's?
Erzählt doch, was?
ORLOFSKY
Seh'n Sie dies' Fräulein zierlich?
Die hält der Herr Marquis für –
nein, 's ist zu possierlich!
CHOR
Für was denn?
FALKE
Raten Sie!
ADELE
Für eine Zofe hält er mich,
ist das nicht lächerlich?
ORLOFSKY
Hahahaha!
FALKE
Hahahaha!
ALLE
Hahaha! Das ist sehr lächerlich!
ORLOFSKY
Mein Herr, das ist nicht sehr galant!
Wie kann man so sich irren!
Wie ungalant!
FALKE
Wie ungalant!
CHOR
Wie ungalant!
EISENSTEIN
Die Ähnlichkeit ist zu frappant!
CHOR
Wie ungalant!
EISENSTEIN
Das mußte mich verwirren!
ADELE
Mein Herr Marquis, ein Mann wie Sie
sollt' besser das versteh'n,
darum rate ich, ja genauer sich
die Leute anzuseh'n!
Die Hand ist doch wohl gar zu fein, ah,
dies' Füßchen so zierlich, und klein, ah,
die Sprache, die ich führe,
die Taille, die Tournüre,
dergleichen finden Sie
bei einer Zofe nie!
Gestehen müssen Sie fürwahr,
sehr komisch dieser Irrtum war!
Ja, sehr komisch, hahaha,
ist die Sache, hahaha,
drum verzeih'n Sie, hahaha,
wenn ich lache, hahaha!
CHOR
Ja, sehr komisch, hahaha,
ist die Sache, hahaha!
ADELE
Sehr komisch, Herr Marquis, sind Sie!
Mit dem Profil im griech'schen Stil
beschenkte mich Natur;
wenn nicht dies Gesicht schon genügend spricht,
so seh'n Sie die Figur!
Schau'n durch die Lorgnette Sie dann, ah,
sich diese Toilette nur an, ah!
Mir scheinet wohl, die Liebe
macht Ihre Augen trübe,
der schönen Zofe Bild
hat ganz Ihr Herz erfüllt!
Nun sehen Sie sie überall –
sehr komisch ist fürwahr der Fall!
Ja, sehr komisch, hahaha,
ist die Sache, hahaha,
drum verzeih'n Sie, hahaha,
wenn ich lache, hahaha!
ADELE, CHOR
Ja, sehr komisch, hahaha,
ist die Sache, hahaha!
Hahahaha!
IDA
Na, Herr Marquis, nehmen Sie sich in Zukunft vor schönen Kammerzofen in acht!
FALKE
zu Orlofsky
Eine weitere Hauptperson ist eben gekommen:
Herr „Chevalier Chagrin“!
ORLOFSKY
Chagrin? Wer ist das?
FALKE
Der Gefängnisdirektor Frank!
ORLOFSKY
Ah, so!
FRANK
tritt ein
Sie verzeihen, Durchlaucht, ich habe mich etwas verspätet.
ORLOFSKY
Willkommen, Herr Chevalier.
Darf ich Ihnen einen Landsmann vorstellen? Herr Marquis Renard!
FALKE
Die Herren sind sich noch nie begegnet?
EISENSTEIN
Nein, ich bedauere.
FRANK
In Zukunft aber, hoffe ich, werden wir uns öfters sehen!
FALKE
Oh, ganz bestimmt!!!
IDA
Warum soupieren ma' denn no' net? I hab' scho' so an Hunger!
ORLOFSKY
Die Herrschaften müssen sich noch ein wenig gedulden.
Wir erwarten noch eine Dame, eine ungarische Gräfin, die gerne unserem amüsanten Souper beiwohnen möchte, aber gewisse Rücksichten zu nehmen hat!
EISENSTEIN
Die Ärmste ist wohl verheiratet?
FALKE
Jawohl, und da ihr Gatte sehr eifersüchtig ist,
möchte sie maskiert erscheinen,
und ich bitte Sie, die Maskenfreiheit zu respektieren!
ORLOFSKY
Ich schlage vor, daß die Herrschaften
inzwischen noch eine kleine Promenade im Garten machen.
CHOR
Wie fliehen schnell die Stunden fort,
die Zeit wird sicher keinem lang,
es heißt ja hier das Losungswort:
Amüsement! – Amüsement!
Amüsement, nur Amüsement!
ab
ROSALINDE
tritt auf mit einer Maske vor dem Gesicht; zu Falke
Es ist also wirklich wahr, was Sie mir geschrieben haben, Doktor Falke?
FALKE
Ein Blick wird Sie überzeugen!
Sehen Sie dort Ihren Herrn Gemahl, wie er seinen Arrest abbüßt?
ROSALINDE
Ah, am Arm einer Dame …!
Doch nein, ich irre mich nicht! Das ist ja Adele, mein Stubenmädchen!
Und noch dazu in meinem Kleid!
FALKE
Ruhe, gnädige Frau, er kommt her! Ich bitte, verraten Sie sich nicht!
ROSALINDE
Keine Angst, mit meiner Maske erkennt er mich bestimmt nicht!
EISENSTEIN
tritt ein
Mein lieber Falke, ich amüsiere mich köstlich!
Ja, aber, wer ist denn das?
FALKE
Die ungarische Gräfin, von der ich sprach!
EISENSTEIN
Donnerwetter,
das wäre was für mich!
Überlass' sie mir … mir widersteht keine!
FALKE
Meinetwegen, du Nimmersatt!
Also, Frau Gräfin; viel Glück, lieber Marquis!
ROSALINDE
für sich
Für einen Marquis gibt sich der Spitzbube aus!
EISENSTEIN
für sich
Die beißt bestimmt auf meine Uhr an!
holt seine Uhr hervor
ROSALINDE
Oh, wölch ollerliebster Damenührchen!
Wo kauft man so niedlicher ührchen?
EISENSTEIN
Beim ührchenmocher, mein Kindchen!
Ich hab' sie gekauft, um sie heute einer liebenswürdigen Dame als Zeichen meiner Huldigung darzubringen!
ROSALINDE
für sich
Ah, wenn ich nur die Uhr erwischen könnte,
das wäre ein vortrefflicher Corpus delicti!
EISENSTEIN
für sich
Sie beißt schon an!
ROSALINDE
für sich
Wie er mich fixiert, der Spitzbube!
EISENSTEIN
für sich
Dieser Anstand, so manierlich,
diese Taille fein und zierlich,
und ein Füßchen, das mit Küßchen
glühend man bedecken sollt',
wenn sie's nur erlauben wollt'.
ROSALINDE
für sich
Statt zu schmachten im Arreste
amüsiert er sich aufs beste,
denkt ans Küssen, statt ans Büßen;
warte nur, du Bösewicht,
du entgehst der Strafe nicht.
EISENSTEIN
Ach, wie leicht könnt' es entschweben,
dies holde Zauberbild,
willst du nicht die Maske heben,
die dein Antlitz mir verhüllt?
ROSALINDE
Ei, mein schöner Herr, ich bitte,
nicht verwegen, nichts berührt!
Denn es heischt der guter Sitte,
daß man Masken respektiert!
für sich
Wie er gieret, kokettieret,
wie er schmachtend mich fixieret!
EISENSTEIN
für sich
Halb verwirret, halb gerühret,
retirieret sie vor mir.
ROSALINDE
für sich
Keine Mahnung, keine Ahnung,
kündet ihm, wer vor ihm steht.
EISENSTEIN
für sich
Laß doch seh'n, ob es geht,
ob sie widersteht?
ROSALINDE
für sich
Ja, bald werd' ich reüssieren,
will den Frevler überführen,
EISENSTEIN
für sich
Ja, bald werd' ich reüssieren,
ich will doch seh'n, ob sie mir
ROSALINDE
für sich
will's probieren,
ob er in die Falle geht!
EISENSTEIN
für sich
widersteht,
ob sie in die Falle geht!
ROSALINDE
Ach, wie wird mein Auge trübe,
wie das Herz so bang mir schlägt!
EISENSTEIN
Ha, schon meldet sich die Liebe,
die das Herz ihr bang bewegt!
ROSALINDE
Leider ist's ein altes Übel,
doch vorübergehend nur.
Stimmen meiner Herzens Schläge
mit dos Tiktok einer Uhr?
EISENSTEIN
Ei, das können wir gleich seh'n!
ROSALINDE
Zählen wir, ich bitte schön!
BEIDE
Ja, zählen wir, ja, zählen wir, ja, zählen wir,…
EISENSTEIN
Eins, zwei, drei, vier!
ROSALINDE
Fünf, sechs, sieb'n, neun …
EISENSTEIN
Nein, das kann nicht sein,
denn nach der Sieb'n kommt erst die Acht.
ROSALINDE
Sie haben mich ganz verwirrt gemacht,
wir wollen wechseln.
EISENSTEIN
Wechseln? Wie?
ROSALINDE
nimmt seine Uhr
Den Schlag des Herzens zählen Sie,
und ich dos Tiktok Ihrer Uhr.
Ich bitt' auf fünf Minuten nur.
Jetzt zählen Sie, mein Herr Marquis.
EISENSTEIN
Bin schon dabei!
BEIDE
Eins, zwei, drei, vier,
fünf, sechs, sieb'n, acht,
ROSALINDE
neun, zehn, elf, zwölf,
dreizehn, vierzehn, fünfzehn, sechszehn,
EISENSTEIN
Hopp, hopp, hopp, hopp,
das ghet im Galopp;
ROSALINDE
siebzehn, achtzehn, neunzehn, zwanzig,
dreizig, vierzig,
EISENSTEIN
sechs, sieb'n, acht, neun, zehn,
elf, zwölf,
ROSALINDE
fünfzig, sechszig, Achtzig, Hundert!
EISENSTEIN
Hopp, hopp, hopp, hopp,
im Galopp; sechshundert und neun!
ROSALINDE
So weit können wir noch nicht sein!
EISENSTEIN
O, ich bin weiter schon!
Eine halbe Million!
ROSALINDE
Nein, nein, nein!
EISENSTEIN
Ja, eine halbe Million!
ROSALINDE
Wie kann man gar so grob nur fehlen?
EISENSTEIN
Da mag der Teufel richtig zählen!
ROSALINDE
die Uhr einsteckend
Heut' wirst du nimmer repetieren!
EISENSTEIN
Sie will die Uhr sich annexier'n! Meine Uhr!
ROSALINDE
Ich danke von Herzen!
EISENSTEIN
Ich wollte nur …
ROSALINDE
Belieben zu scherzen!
Ach … ach … ach …
EISENSTEIN
Sie ist nicht ins Netz gegangen,
hat die Uhr mir abgefangen;
dieser Spaß ist etwas teuer,
hab' blamiert mich ungeheuer!
Ach, meine Uhr, ich bitte sehr, ich wollte nur…
Sie ist nicht ins Netz gegangen,
Ach, meine Uhr, hätte ich sie wieder nur!
Oh weh! Oh weh!
dieser Spaß ist etwas teuer,
hab' blamiert mich ungeheuer!
Meine Uhr ist annexirt!
Ach, ich bin blamirt! Weh mir!
ROSALINDE
Haha, lieber Marquis,
ich danke Ihnen für das entzückende ührchen!
EISENSTEIN
Aber … ich … ich wollte nur.
IDA
kommt mit den anderen zurück
Da ist ja die schöne Unbekannte, die uns der Doktor angekündigt hat.
Ich wäre doch begierig, sie ohne Maske zu sehen!
Wir werden sie bitten, sich zu demaskieren!
Net?
ALLE
Ja, demaskieren, demaskieren!
ORLOFSKY
Halt, meine Herrschaften!
In meinem Hause hat jede Dame das Recht,
sich zu verhüllen oder zu enthüllen, soweit es ihr beliebt.
IDA
Aber wer verbürgt uns, daß sie wirklich eine Ungarin ist?
ROSALINDE
Der Musik!
Die nationalen Töne meines Vaterlandes
mögen für mich sprechen!
Klänge der Heimat,
ihr weckt mir das Sehnen,
rufet die Tränen
ins Auge mir!
Wenn ich euch höre,
ihr heimischen Lieder,
zieht mich's wieder,
mein Ungarland, zu dir!
O Heimat so wunderbar,
wie strahlt dort die Sonne so klar!
Wie grün deine Wälder,
wie lachend die Felder,
o Land, wo so glücklich ich war!
Ja, dein geliebtes Bild
meine Seele so ganz erfüllt,
dein geliebtes Bild!
und bin ich auch von dir weit, ach weit,
dir bleibt in Ewigkeit
doch mein Sinn immerdar
ganz allein geweiht!
O Heimat so wunderbar,
wie strahlt dort die Sonne so klar!
Wie grün deine Wälder,
wie lachend die Felder,
o Land, wo so glücklich ich war!
Feuer, Lebenslust,
schwellt echte Ungarbrust,
hei! zum Tanze schnell
Csárdás tönt so hell!
Braunes Mägdelein
mußt meine Tänz'rin sein;
reich den Arm geschwind,
dunkeläugig' Kind!
Durst'ge Zecher,
greift zum Becher,
laßt ihn kreisen
schnell von Hand zu Hand!
Schlürft das Feuer
im Tokayer,
bringt ein Hoch
aus dem Vaterland! Ha!
Feuer, Lebenslust,
schwellt echte Ungarbrust,
hei! zum Tanze schnell
Csárdás tönt so hell!
La, la, la, la, la, la!
ORLOFSKY
Ausgezeichnet, bravo! Vortrefflich!
Und jetzt, lieber Doktor,
was ist mit dem versprochenen Spaß,
mit der Geschichte von der Fledermaus?
EISENSTEIN
Das war meine Komödie,
in der ich Doktor Falke die Titelrolle zuteilte!
IDA
Erzählen Sie doch, Doktor! Ja?
ALLE
Ja, bitte erzählen!!
FALKE
Also bitte, so muß ich also meine eigene Niederlage erzählen:
Vor drei Jahren besuchten der Marquis und ich
(wir waren damals noch ein paar lustige Brüder)
einen Maskenball!
Der Marquis maskiert als Papillon und ich als Fledermaus, eingenäht in ein braunes Fell, lange Krallen, breite Flügel und einen ungeheuren gelben Schnabel!
Wir unterhielten uns köstlich, und es fiel mir gar nicht auf, daß mir der Marquis so fleißig zutrank, daß ich gegen Morgen sternhagelvoll betrunken war!
EISENSTEIN
Ich wollte mir einen Extrajux machen,
fuhr den Doktor in unserem Wagen in einen nahen Wald, legte ihn unter einen Baum und fuhr ohne ihn zurück.
Er merkte nichts, denn er schlief wie ein Murmeltier!
ALLE
Hahaha!
FALKE
Als ich endlich bei hellenlichtem Tage erwachte,
mußte ich zum Gaudium aller Straßenjungen
durch die Stadt bis zu meiner Wohnung marschieren!
EISENSTEIN
Und seitdem wurde er nur noch Doktor Fledermaus genannt!
ALLE
Hahaha!
ORLOFSKY
zu Falke
Und Sie haben sich nicht gerächt für den groben Spaß, Doktor?
FALKE
zu Orlofsky
Mm, aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
Vielleicht erfahren wir schon morgen, wie meine Komödie, „Die Rache einer Fledermaus“, ausging –
und wer von uns beiden den ersten Preis als Spaßmacher verdient!
ORLOFSKY
Wir wollen darauf trinken! Champagner, König aller Weine!
Hoch die sprudelnde Majestät und ihre Untertanen!
Im Feuerstrom der Reben,
tralalalalala,
sprüht ein himmlisch Leben,
tralalalalala,
die Könige, die Kaiser,
sie lieben Lorbeerreiser,
doch lieben sie daneben
den süßen Saft der Reben.
Stoßt an, stoßt an
und huldigt im Vereine
dem König aller Weine!
ALLE
Stoßt an! Stoßt an! Stoßt an!
ORLOFSKY
Die Majestät wird anerkannt,
anerkannt rings im Land;
jubelnd wird Champagner
der Erste sie genannt!
ALLE
Die Majestät wird anerkannt,
anerkannt rings im Land;
jubelnd wird Champagner
der Erste sie genannt!
Es lebe Champagner der Erste!
ADELE
Dir huld'gen die Nationen,
tralalalalala,
bis zu fernsten Zonen,
tralalalalala,
Champagner schwemmt mitunter
gar mancherlei hinunter,
drum lassen weise Fürsten
die Völker niemals dürsten.
Stoßt an, stoßt an
und huldigt im Vereine
dem König aller Weine!
ALLE
Stoßt an! Stoßt an! Stoßt an!
ADELE
Die Majestät wird anerkannt,
anerkannt rings im Land;
jubelnd wird Champagner
der Erste sie genannt!
ALLE
Die Majestät wird anerkannt,
anerkannt rings im Land;
jubelnd wird Champagner
der Erste sie genannt!
Es lebe Champagner der Erste!
EISENSTEIN
Der Mönch in stiller Zelle,
tralalalalala,
labt sich an dem Quelle,
tralalalalala,
zu netzen seine Lippen,
muß viel und oft er nippen
und holt sich aus dem Glase
Rubinen auf die Nase.
Stoßt an, stoßt an,
und huldigt im Vereine
dem König aller Weine!
ALLE
Stoßt an! Stoßt an! Stoßt an!
EISENSTEIN
Die Majestät wird anerkannt,
anerkannt rings im Land;
jubelnd wird Champagner
der Erste sie genannt!
ALLE
Die Majestät wird anerkannt,
anerkannt rings im Land;
jubelnd wird Champagner
der Erste sie genannt!
EISENSTEIN
Herr Chevalier, ich grüße Sie!
FRANK
Merci, merci, merci!
Auf Ihr Spezielles, Herr Marquis!
EISENSTEIN
Merci, merci, merci!
FALKE
Auf Ihr Wohl, Chevalier und Marquis!
EISENSTEIN, FRANK
Merci, merci, merci!
ROSALINDE, ADELE
Hahaha!
ALLE
Merci, merci, merci!
FALKE
Halt, hört mich an, was ich ersann!
CHOR
Hört ihn an!
FALKE
Ich seh', daß sich die Paare gefunden,
daß manche Herzen in Liebe verbunden,
drum lasset uns alle ein großer Verein
von Schwestern und von Brüdern sein!
ORLOFSKY
Eine große Bruderschaft, es sei!
CHOR
Eine große Bruderschaft, es sei!
EISENSTEIN
zu Rosalinde
Auch Ihr, schöne Maske, seid dabei!
ROSALINDE
Wo alle küssen, werd' ich's auch müssen!
FALKE
Folgt meinem Beispiel; das Glas zur Hand,
und jeder sing' zum Nachbar gewandt;
Brüderlein, Brüderlein und Schwesterlein
wollen alle wir sein,
stimmt mit mir ein!
Brüderlein, Brüderlein und Schwesterlein,
laßt das traute „Du“ uns schenken,
für die Ewigkeit, immer so wie heut',
wenn wir morgen noch dran denken!
Erst ein Kuß, dann ein Du,
Du, Du, Du immerzu!
Erst ein Kuß, dann ein Du,
Du, Du immerzu, immerzu, immer, immerzu!
ALLE
Brüderlein, Brüderlein und Schwesterlein
wollen alle wir sein,
stimmt mit ihm ein!
Brüderlein, Brüderlein und Schwesterlein
stimmet Alle ein!
laßt das traute „Du“ uns schenken,
für die Ewigkeit, immer so wie heut',
wenn wir morgen noch dran denken!
Erst ein Kuß, dann ein Du,
Du, Du, Du immerzu!
Erst ein Kuß, dann ein Du,
Du, Du, Du, Du,
Du, Du, Du,
Duidu, Duidu, lalalalala
lalalalala
ORLOFSKY
Genug damit, genug!
Diese Tänzer mögen ruh'n!
Bei rauschender Weise in fröhlichem Kreise
lasset uns selbst hier tanzen nun!
CHOR
Stellt Euch zum Tanz
Ja, ja, ein Tanz, ein wirbelnder Tanz
erhöht des Festes Glanz!
Ha, welch ein Fest, welche Nacht voll Freud'!
Liebe und Wein gibt uns Seligkeit!
Ging's durch das Leben so flott wie heut',
wär' jede Stunde der Lust geweiht!
EISENSTEIN
lehnt sich an Frank
Du bist meine Stütze, Freund!
FRANK
Ja, deine Stütze fürs Leben!
ROSALINDE, ORLOFSKY, FALKE
Welch ein rührend Wiederseh'n
wird das im Arreste geben!
CHOR
Ha, welch ein Fest, welche Nacht voll Freud'!
Liebe und Wein gibt uns Seligkeit!
Ging's durch das Leben so flott wie heut',
wär' jede Stunde der Lust geweiht!
FRANK
zu Eisenstein
Brüderl, Brüderl, meine Uhr geht schlecht,
schau, wie viel's auf deiner ist!
FALKE, ORLOFSKY
Holodrioh!
EISENSTEIN
Brüderl, meine geht auch nicht recht,
weil sie schon gegangen ist.
zu Rosalinde
Holde, hier vor allen
laß die Maske endlich fallen,
daß ich seh', wen ich besiegt,
und wer meine Uhr gekriegt.
ROSALINDE
Verlang nicht zu schau'n, was hier verhüllt;
erbeben würdest du vor diesem Bild!
EISENSTEIN
Huhuhuhu! Was heißt denn das?
ADELE, CHOR
Hahahaha, ein guter Spaß,
fürwahr, ein prächtiger Spaß!
Bist du ein Mann, schau sie dir an!
schau sie an! schau sie an!
Zurück jetzt zu weichen, wäre Blamage!
schau sie an! schau sie an!
EISENSTEIN
O, ich habe schon Courage!
Schätzchen, länger sträub' dich nicht!
ROSALINDE
Hab' ein Wimmerl auf der Nase,
d'rum verberg' ich mein Gesicht!
EISENSTEIN
An das Wimmerl glaub' ich nicht!
ADELE, FALKE
Nein, das Wimmerl schreckt ihn nicht!
EISENSTEIN
Sehen muß ich dies' Gesicht!
ADELE, IDA, ORLOFSKY
Er muß sehen dies' Gesicht!
Die Glocke einer Uhr schlägt an.
EISENSTEIN, FRANK
Eins! Zwei! Drei! Vier! Fünf! Sechs!
Meinen Hut, meinen Hut, 's ist die höchste Zeit!
CHOR
Seinen Hut, seinen Hut, hört doch, wie er schreit!
EISENSTEIN
Der Arrest harret mein!
FRANK
Längst sollt' ich zu Hause sein!
BEIDE
Meinen Hut, meinen Rock, gebt mir meinen Rock!
CHOR
Seinen Rock, seinen Hut, gebt ihm seinen Rock,
hahaha!
FRANK
Eine kurze Strecke gehst du mit mir.
EISENSTEIN
An der nächsten Ecke, da scheiden wir!
BEIDE
So laß uns geh'n!
ALLE
Auf Wiederseh'n, haha!
CHOR
Ha, welch ein Fest, welche Nacht voll Freud'!
Liebe und Wein gibt uns Seligkeit.
Ging's durch das Leben so glatt wie heut'!
Dann bleibet jede Stund' der Lust geweiht!